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Und die Yu-Gi-Oh!-Welle rollt weiter

Mittwoch, 2. November 2011

Vor rund zehn Jahren schwappte die „Yu-Gi-Oh!“-Welle von Japan in die Schweiz über. Anfangs begeisterten sich vor allem Kinder und Teenager für das Kartenspiel. Doch mittlerweile haben insbesondere in der Region St. Gallen-Gossau-Wil immer mehr Erwachsene Gefallen am kinderleicht zu erlernenden, aber schwer meisterhaft zu beherrschendem Spiel gefunden. Vor rund zehn Jahren schwappte die „Yu-Gi-Oh!“-Welle von Japan in die Schweiz über. Anfangs begeisterten sich vor allem Kinder und Teenager für das Kartenspiel. Doch mittlerweile haben insbesondere in der Region St. Gallen-Gossau-Wil immer mehr Erwachsene Gefallen am kinderleicht zu erlernenden, aber schwer meisterhaft zu beherrschendem Spiel gefunden.

Eine „Frau der ersten Stunde“ ist dabei die Gossauerin Yvonne „Kamui“ Gubser, 32, welche hierzulande nicht nur den Ligabetrieb organisiert, Nachwuchskämpfe und Turniere veranstaltet, sondern sich auch gezielt der Nachwuchspflege in der Region verschrieben hat. So stammt denn beispielsweise auch der letztjährige „Yu-Gi-Oh!“-Schweizer Meister, Alex Sierra Garcia aus Flawil, aus ihrer Obhut. Yvonne „Kamui“ Gubser nimmt im Interview Stellung zu ihrer grossen Leidenschaft – und zeigt auf, dass „Yu-Gi-Oh!“ weit mehr als „nur“ ein Kartenspiel sein kann.

Frau Gubser, erzählen Sie uns doch mal, was für Sie die Faszination des Spieles ausmacht?

„Als Manga- und Anime-Fan wurde ich 2001 das erste Mal auf „Yu-Gi-Oh!“ aufmerksam, als die erste Ausgabe des Mangas im „Banzai!“ erschien. Mir gefiel die Story und die Art, wie der Manga gezeichnet war. Anfangs war das Kartenspiel auch nicht der Mittelpunkt, sondern die Geschichte um Yugi Muto und sein Pyramidenpuzzle. Als ich später die ersten „Yu-Gi-Oh!“-Karten mit den tollen Drachen- und Magier-Motiven sah, begann ich diese zu sammeln. Nach einem Jahr sah ich, dass in St. Gallen ein „Yu-Gi-Oh!“-Turnier stattfand und ich ging dahin. Ich lernte Gleichgesinnte kennen und knüpfte Freundschaften, die bis heute andauern. Ich besuchte anschliessend jahrelang regelmässig die Liga in St. Gallen und übernahm dann zusammen mit meinem Bruder Fabian vor einigen Jahren sogar die Leitung der Liga, welche sich nun in Gossau befindet.“

Viele (Gelegenheits-)Spieler verbinden mit dem Wort „Sammelkartenspiel“ den Gedanken an „Magic – The Gathering“ Gibt es Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Spielen?

Gubser: „Yu-Gi-Oh!“  und „Magic – The Gathering“ ähneln sich auf gewisse Art und Weise. Denn das 1992 erfundene „Magic“ ist der Ursprung aller Sammelkartenspiele, einem absolut neuartigen Spielsystem, das damals wie eine Bombe in der Spielszene einschlug. Alle Sammelkartenspiele – auch „Yu-Gi-Oh!“ – haben irgendwelche Elemente von „Magic“ in sich.“

Wie viel muss jemand investieren, bis er bei der „Yu-Gi-Oh!“ East League mitmachen kann?

„Um bei der East League mitzumachen braucht man in erster Linie kein Geld. Jeder darf einfach kommen, Karten tauschen und sein Deck gegen andere Spieler ausprobieren. Die offiziellen Turniere haben bei uns meistens einen Eintrittspreis von 10 bis 15 Franken. Aber dafür bekommt man auch Boosters (nach dem Zufallsprinzip abgepackte Karten), so dass kein „Verlust“ für den Spieler entsteht. Wie viel Geld jeder Spieler dann für dieses Hobby ausgibt, hängt aber von jedem einzelnen selbst ab. Es gibt sowohl billige als auch teure Karten. Aber schliesslich kostet jedes Hobby Geld; auch Sportausrüstungen sind ja nicht gerade billig.“

Wie gut wird der Duell-Charakter – der ja im „Yu-Gi-Oh!“-Anime sehr stark betont wird – im Sammelkartenspiel umgesetzt?

Gubser: „Vor allem die jüngeren Spieler können sich mit den Carakteren aus dem Anime gut identifizieren. Den älteren Spielern geht es dann doch eher um das Spiel an und für sich. Auch der Anime hat sich mit den Jahren stark gewandelt. War die erste Staffel noch nicht wirklich mit den Karteneffekten abgestimmt, so wurde in den neueren Staffeln sehr grosser Wert darauf gelegt, dass die Karteneffekte im Anime mit denen der echten Karten übereinstimmen.“

Seit wann wird in der Schweiz, bzw. in der Ostschweiz regelmässig in einem Liga-Betrieb gespielt?

Gubser: „Die East League existiert seit 2003, aber „Yu-Gi-Oh!“-Turniere gibt es in der Schweiz seit dem Erscheinen der ersten Edition „Blue Eyes White Dragon“ im 2002.

Ist die East League eine richtige Meisterschaft oder – das ist positiv gemeint – eine Plausch-Veranstaltung für jedermann?

Gubser: „Die Ligen sollen gezielt neue Spieler fördern und gleichzeitig etablierten Spielern eine Plattform bieten. Die Liga bietet also eine Mischung aus Training und höherem Plausch-Niveau. Ans „Eingemachte“ geht es dann an den weiterführenden Turnieren von Konami.“ 

Wo finden die East League-Treffen statt?

Gubser: „Mit Ausnahme der Schulferien findet die Liga an jedem Samstag im „Andreaszentrum“ in Gossau statt. Abweichungen von dieser Regel findet jeder interessierte Spieler unter www.otcg.ch/forum oder auf Facebook (East League Gossau).Wer will, kann an den Turnieren mitspielen oder einfach nur tauschen, ausserhalb der Turniere spielen oder einfach auch einmal in die Szene rein schnuppern.“

Hat man denn als Anfänger überhaupt eine Chance gegen die guten Spieler?

Gubser: „Aller Anfang ist schwer – das musste ich damals auch merken. Es geht bei „Yu-Gi-Oh!“ nicht nur darum, möglichst teure und spielbare Karten in seinem Deck zu haben, sondern man muss diese auch gut aufeinander abstimmen, so dass sich die eigene Taktik umsetzen lässt. Damit auch jüngere Spieler ihre Erfolgserlebnisse haben, gibt es auch Turnierserien mit Altersbeschränkungen in unserer Liga.“

Wie ist die Altersstruktur in der Yu-Gi-Oh!-Szene?

Gubser: „Wir haben da eine sehr grosse Altersspannweite - so von 7 bis 60 Jahren.“

Kann man als Yu-Gi-Oh!-Spieler auch seinen Lebensunterhalt damit verdienen?

Gubser: „Eher nicht, denn es gibt kein Preisgeld. Allerdings gab und gibt es sehr teure Karten, welche an den „Shonen Jump“-Turnieren an den Gewinner abgegeben wurde. So hat die Karte „Cyber-Stein“  einen Verkaufspreis von bis zu 5‘000 US-Dollar erzielt.“

Spannende und kurzweilige Brett- und Kartenspiele gibt es ja wie Sand am Meer. Was macht dennoch Yu-Gi-Oh! für Sie so einzigartig?

Gubser: Für mich persönlich war es anfangs die Mischung aus Manga, Anime und dem Kartenspiel, die mich faszinierte. Heute ist es für mich das taktische Spielen und die vielen tausende gespielten Kartenduelle mit tollen Leuten. Vor allem bleibt Yu-Gi-Oh! aber auch wegen all den neuen Editionen interessant, welche jedes Jahr erschienen.“

Interview: Christof Lampart