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Zum Schwelgen und Staunen eingeladen

Montag, 11. April 2011

Die ganze Bandbreite der Romantik – von der Früh- bis zur Spätromantik – bekam das Publikum am jüngsten „Baronenhaus“-Konzert zu hören, in dessen Rahmen am Sonntag das junge Basler „Medea Trio“ auftrat.

CHRISTOF LAMPART

Hummel, Schubert,  Dvořák – die drei Komponisten, welche sich Yuka Oechslin (Klavier), Erika Achermann (Violine) und Mirjana Reinhard (Violoncello) für ihr Wiler Gastspiel ausgesucht hatten, deckten wirklich das ganze romantische Spektrum ab. Hummels als Klassiker, der bis in die Frühromantik hinein reichte (er war unter anderem Schüler Mozarts und späterer Klavierlehrer Mendelsohns), Schubert als Hochromantiker und Dvořák als nationalen Spätromantiker  dessen Musik – zum Beispiel die Sinfonie aus der „Neuen Welt“ -  teilweise wie eine Vorwegnahme programmatischer (Film-)Musik anmahnt.

Ein mitreissender Beginn

Das Trio Medea offerierte dem anspruchsvollen Wiler Auditorium also ein Programm, das es in interpretatorischer Hinsicht in sich hatte. Als erstes trug das aufstrebende Klaviertrio, welches seit 2005 in dieser Besetzung seiner Leidenschaft für die Kammermusik nachgeht,  das „Klaviertrio Nr. 2, Es-Dur, op 12“ von Johann Nepomuk Hummel (1778 bis 1837) vor.  Hummels wohl für den Eigenbedarf geschriebenes Jugendwerk – er galt, nebst van Beethoven, als grösster Pianist seiner Zeit – entpuppte sich wenig überraschend als ein kammermusikalisches Klavierkonzert, bei dem Oechslin  geschickt mit den Klangfarben spielte, die, obwohl  sich das Werk formal klar im Bereich der „Wiener Klassik“ bewegte, schon einmal in zutiefst romantischen Klang und Gefühlsgefilden entfalteten.  Seine beiden Partnerinnen standen ihm in nichts nach und kombinierte ihre jugendliche Frische, ihre Brillanz und Spielfreude mit grosser Sorgfalt bei der Ausarbeitung der musikalischen Details. „Mitreissend“, das ist wohl das Wort, dass diesen Auftritt am besten charakterisiert.

Innerlich gejubelt

Auch bei Schuberts ebenfalls in Es-Dur gehaltenem , einsätzigen Klaviertrio mit der Bezeichnung  Adagio „Notturno“, op. 148  D 897“ wussten die drei Künstler gekonnt, die sich wiederholenden, fast um sich einander kreisenden Wechsel von Gespanntheit und Reihe, so zu gestalten, dass es einem als Zuhörer schien, dass man einem geradezu meditativen Entwicklungsprozess beiwohnte.

Wenn man nun dachte, dass in Sachen klanglicher Harmonie und interpretatorischer Stringenz kaum mehr eine Steigerung möglich sein würde, sah sich getäuscht. Denn mit dem nach der Pause gespielte „Dumky“-Klaviertrio in e-Moll, op. 90“ von Antonin Dvořák konnte das Medea Trio nun endgültig den Beweis seines übergrossen Talents antreten. Mit welchem Schwung, mit welcher interpretatorischen Raffinesse sie dieses sowohl klanglich wie auch formale durch und durch „slawische“ Stück zum Besten gaben, lud zum Schwelgen und Staunen ein. Melancholisch. verinnerlichte Elemente wechselten sich mit farbigen Folkloreklängen und schnellen Tanzschritten nachempfundenen Rhythmen  ab und als Zuhörer sass man einfach da und jubelte innerlich über diese brillante Darbietung.