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Wunderbarer Zyklus-Abschluss
Mit einem ebenso schönen wie auch selten vorgetragenem Programm verwöhnten die Sopranistin Monika Sauder-Jetter und der Organist Emanuel Helg am Sonntagabend die Zuhörerschaft in der katholischen Kirche Weinfelden.
CHRISTOF LAMPART
Es war das Abschlusskonzert des Weinfelder Abendmusik-Zyklus 2010/2011. Und nach rund 70 Minuten des ebenso freudvollen wie gekonnten Musizierens durfte ohne Wenn und Aber festgestellt werden, dass sich das Kommen auf jeden Fall gelohnt hatte.
Stimmig und prägnant
Tatsächlich sang Monika Sauder-Jetter nicht nur mit grosser Hingabe, sondern sie wusste mit ihrer warmen, differenziert gestaltenden und zugleich auch in Forte-Stellen sehr ausgewogen und sicher wirkenden Stimme den durchwegs geistlichen Gesängen aus den unterschiedlichsten Epochen eine interpretatorisch einheitlich-stimmige Fassung zu geben. Ihr zur Seite stand mit Emanuel Helg ein Organist, der weit mehr als nur ein einfühlsam agierender Begleiter war. Wunderschön wie er die unterschiedlichsten Stimmungen und Spieltechniken, wie sie beispielsweise bei Bachs Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur für Orgel (BWV 564) gefragt sind, auslotete, sie nicht einfach aneinanderreihte, sondern ihnen zur prägnanten Eigenständigkeit verhalf.
Berückende Eindringlichkeit
Den Auftakt machte das Duo mit zwei weitgehend unbekannten, lateinischen, geistlichen Gesängen, „Optavi“ und „“Gaudete“ von Anton Heller (1923 bis 1979). Insbesondere das melodisch weithinaus geschwungene „Gaudete“, bei dem Sauder mit ihrer klaren und präzisen Stimme bei der Zuhörerschaft zu punkten vermochte, war von grosser, berückender Eindringlichkeit. Ganz dem Angelus-Gebet gewidmet und dementsprechend dreiteilig gegliedert (Am Morgen- Am Mittag – Am Abend) war „Les Angelus“, op 57 von Louis Vierne (1870 bis 1937) ein durch und durch spätromantisches Werk mit zukunftsweisenden Anklängen an Debussys oszillierende Klangwelt. Und darüber hinaus wurde das Werk wie selbstverständlich von Sauders „engelhafter“ Stimme gestützt, getragen und zur klanglichen Entfaltung gebracht.
„Sperrfeuer“ und Choral
Mit César Francks „Pièce héroique“ trug Helg ein Werk von grosser programmatischer Spannbreite mit ebenso grosser Entschlossenheit und Klarheit vor. Die pulsierende Akkordwiederholungen zu Beginn – das Stück war von Franck als musikalisches Gedenken an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/1871 komponiert worden - ähnelten in gewissem Sinne einem militärischen Sperrfeuer, das gleich darauf folgende Thema in der Oberstimme einer motivischen Entsprechung. Um so gegensätzlicher wirkte darauf hin das in Dur stehende, choralartige dritte Thema, das am Ende im Fortissimo glänzend abschloss. Zu guter Letzt erklang noch die Kantate „Tonat coelum cum furore“, eine kleine musikalische Kostbarkeit, welche aus der Feder des Mailänder Musikers Gaetano Piazza stammte. Das Publikum applaudierte am Ende begeistert und wurde dafür von den Interpreten noch mit einem „Ave Maria“ als Zugabe belohnt.