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Wo nur das beste Produkt gut genug ist

Sonntag, 5. Juni 2011

Schon ihre Vorfahren hatten als Landwirte von Milch gelebt. Auch bei Markus und Christof Züger dreht sich alles um Käsen, haben doch die beiden Brüder aus Oberbüren in wenigen Jahren die „Züger Frischkäse AG“ zum führenden Mozzarella-Hersteller der Ostschweiz gemacht.

CHRISTOF LAMPART

Rund um den Firmensitz im Industriegebiet Haslen in Oberbüren stehen allerlei Last- und Lieferwagen sowie Baumaschinen herum. In einer grossen Halle wird fleissig gewerkelt. Es läuft hier etwas. „Das ist unser Neubau“ sagte Markus Züger mit einer Stimme, die ebenso kaufmännische Nüchternheit wie auch beruflichen Stolz verrät. So halt, wie es einer tut, der weiss, dass er ein gefragtes Produkt anbietet. Wie jemand, der den Markt genau analysiert hat. Oder ganz einfach wie jemand, der den Kunden im wahrsten Sinne nach dem Munde produziert. „Es entspricht unserer Firmenphilosophie, dass wir uns schon immer fürs Konsumverhalten unserer Kunden interessiert und danach auch unsere Geschäftspolitik ausgerichtet haben“, erklärt Züger frank und frei.

Langsam, aber stetig gewachsen

Anders hätte es wohl der einstige Kleinbetrieb, welcher 1992 mit wenig Personal, geringen Geldmitteln und vielen Ideen startete, auch nicht zu einem KMU mit 140 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von 100 Millionen Franken und einer Verarbeitungsmenge von täglich 300‘000 Liter  entwickelt. Ende Sommer soll nun auch der Neubau, welcher 16 Mio. Franken kostete, fertig gestellt sein. Dann wird der Lagerplatz nicht mehr, wie gegenwärtig noch, 600, sondern 2‘400 Palettenplätze betragen. Das ist jedoch nicht das Resultat eines schnellen Booms, sondern das Produkt eines langsamen, aber steten Wachsens. Eines Wachstums, das nur dann erreicht werden kann, wenn jemand sein ganzes berufliches Können, sein ganzes wirtschaftliches Handeln einer Philosophie unterwirft, in der es zur Idee des bestmöglichen Produkts keine Alternative gibt. Nicht der maximale Ertrag war somit für die Brüder Züger stets die Triebfeder ihres Handelns, sondern „wir wollten aus einem lebendigen und kostbaren Rohstoff ein noch edleres Produkt herstellen“, sagt Markus Züger. Oder auch schon mal einen Satz wie „Wenn Sie billigeren Mozzarella suchen, werden Sie sicherlich schnell fündig, aber nicht bei uns. Denn diesen Unterschied schmeckt man sofort.“ Kein Wunder, freuten sich Markus und Christof als ihr Spitzenprodukt im 2008 zum „Mozzarella des Jahres“ gewählt wurde. Und im 2010 wurden sie zum „Entrepreneur-of-the-Year“ gekürt. „Das war für uns sozusagen die Bestätigung dafür, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen hatten“, erzählt Markus Züger.

Auf regionale Produkte gesetzt

Marketingrelevante Wörter wie „Gesundheit“, „Frische“ und „Swissness“ gehen Markus Züger leicht über die Lippen, doch klingen sie bei ihm nicht wie auswendig gelernt oder sogar hohl, sondern authentisch. So beinhaltet der Begriff „Swissness“ für ihn – auch wenn „Züger“ mittlerweile der fünftgrösste milchverarbeitende Betrieb in der Schweiz ist – auch ein gewisses Mass an Selbstbeschränkung, denn „wir wollen genau wissen, woher wir unsere Milch beziehen“. 700 Bauernfamilien-Betriebe aus der ganzen Ostschweiz liefern den Rohstoff, was nicht nur die Transportkosten, sondern auch die Umweltbelastung tief hält. Da ist sie wieder, die Nachhaltigkeit, für die sich Markus Züger so begeistern kann, wenn er beispielsweise von der neuen Holzschnitzelheizung erzählt, die nur mit Waldholz wie Ästen und Rinde betrieben und zu einer Minderbelastung von rund 1000 Tonnen CO2 pro Jahr führen wird. „Das ist doch toll“, strahlt er. Und er wirkt dabei geradeso enthusiastisch, als hätte einer seiner Frischkäse gerade einen Gourmet-Preis gewonnen.

Von Coop bis Südkorea

Auch beim Einkauf verfolgt „Züger“ diese ressourcenorientierte Linie und importiert keine Milch. Den anderen Weg der Wertschöpfungskette gehen die „Züger“-Produkte hingegen sehr wohl, wird doch jeder dritte Liter Milch exportiert. Dabei geht ein Grossteil der Exporte in den EU-Raum, aber auch in Russland oder gar in  Südkorea finden „Züger“-Produkte ihre Liebhaber. Aber auch im Heimmarkt Schweiz läuft der Absatz glänzend. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Sortimente von Grossverteilern wie Migros, Coop, Aldi, Volg, Spar und Manor mittlerweile nicht mehr ohne den Frischkäse aus Oberbüren auskommen.

Interview

„Wir waren oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort“

Herr Züger, gibt es so etwas wie ein Erfolgsgeheimnis bei „Züger Frischkäse“.

Markus Züger: „Wir haben nie bei der Qualität Abstriche gemacht, obwohl wir wussten, dass wir dann auch nicht billig produzieren können. Wie es sich gezeigt hat, schätzen unsere Kunden gerade die Tatsache, dass für uns die Qualität immer an erster Stelle kommt.“

Die Schweizer sind also durchaus dazu bereit, mehr zu zahlen?

Markus Züger: „Ja, die Schweizer schätzen Innovation, Qualität und natürlich auch einen gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Allerdings darf man als Betrieb in der Entwicklung nicht stehen bleiben, sondern muss versuchen, neue Essgewohnheiten aufzunehmen und als Produkte zu lancieren, so wie wir es beispielsweise erfolgreich mit unserem Grillkäse gemacht haben.“

Wenn Sie auf die letzten 20 Jahre zurückblicken: War so eine betriebliche Entwicklung geplant?

Markus Züger: „Nein, das konnte man nicht. Wir haben zwar immer sehr hart gearbeitet, aber zugleich war es oft auch so, dass wir einfach immer sehr oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.“

www.frischkaese.ch