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Wie sage ich es meinem Kinde?

Montag, 1. Oktober 2012

Mehr Besucher als im Vorjahr und viele interessante Referate kennzeichneten das Ostschweizer Familienforum. Doch nicht nur die Organisatoren waren zufrieden, auch die Gekommenen durften viel Wissenswertes mit nach Hause nehmen.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Nachdem im letzten Jahr rund 60 Interessierte das Ostschweizer Familienforum besuchten, waren es heuer bereits 110 Personen, welche den Weg ins Wega-Tagungszentrum fanden. Diesen Zuspruch wertete Initiantin und Organisatorin Claudia Vieli-Oertle als «ein schönes Resultat, auf dem sich für die Zukunft aufbauen lässt». Das Familienforum befasste sich mit der Kommunikation im Familien- und Erziehungsalltag.

«Kontakten» statt Brüllen

Auf grosses Interesse stiess dabei das Thema «Vom Schimpfen und Schreien – Raus aus der Brüllfalle». Die beiden Expertinnen Stephanie Kosta und Ruth Feller (Perspektive Thurgau) legten dar, wie man mit lautstarkem Schimpfen oder Brüllen zwar kurzfristig ein Kind beispielsweise zum Aufräumen des Zimmers bewegen kann, langfristig jedoch damit mehr Schaden anrichte. Denn für Kosta ist klar: «Das Kind verinnerlicht, dass, wer aggressiv ist und brüllt, sich schliesslich auch durchsetzt.» Doch genau solch ein rücksichtsloses Verhalten wolle man ja nicht den eigenen Kindern durchs eigene, schlechte Verhalten «einpflanzen». Dennoch komme es immer wieder so weit, dass Eltern losbrüllen, weil ein Kind nun einmal nicht mache, was die Eltern wollen. Das habe jedoch mitnichten mit Bosheit zu tun.

Vielmehr erklärte Feller diese «Verweigerung» damit, dass das Kind, wenn es spielt, ganz darin aufgehe und andere Sachen in diesem Moment total unwichtig seien. «Das Kind lebt sozusagen in einer Schutzhülle.» In diese können Erwachsene jedoch eindringen, indem sie das Kind «kontakten». Das bedeutet, dass man als Erwachsener nicht einfach einen Wunsch verbal aus der Ferne ruft, sondern dass man sich zum Kind hin begeben, ihm in die Augen schauen und dann erst den Wunsch äussern sollte. «Dann lenken die Kinder oft auch ganz ohne Brüllen ein und erledigen etwas, von dem wir wollen, dass sie es tun», so Kosta.

Bereicherung durch Gesten

Kurse in Babyzeichensprache bietet die Wuppenauerin Karin Patton an. Dabei gehe es nicht darum, dass das Kind früher sprechen lerne. Vielmehr bilde das Erlernen einfacher Gesten eine «Bereicherung in der Beziehung zwischen Eltern und Kind; denn ich verstehe so viel früher, was mein Kind mir sagen möchte», so Patton. Die Fähigkeiten, sich mit den Händen anderen Menschen mitzuteilen, sei bei Kleinkindern schon sehr früh da. «Im Alter von sechs bis neun Monaten ist ein Kind fähig, Wörter wie Milch, Nuggi oder fertig nicht nur zu verstehen, sondern kann diese auch anderen Menschen mitteilen», erklärte Patton. Eine schon frühe, reibungslose Verständigung reduziere ausserdem massiv die Frust- und Wutanfälle beim Kind. «Wenn das Kind sich verstanden fühlt, dann kann es auch warten, auch wenn es einmal im Grunde genommen gar nicht warten möchte», weiss Patton aus eigener Erfahrung.