Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Vom Verfremden und Verstärken

Sonntag, 12. Mai 2013

Am Samstagabend feierte in der Wiler Lokremise eine ganz besondere Ausstellung Vernissage. Unter dem Titel «Farben über Farben» zeigt der Kunstmaler Arthur Wyss Bilder, Objekte und Installationen, die es in sich haben.

CHRISTOF LAMPART

WIL. An der von gut 70 Personen besuchten Vernissage wurde ein reichhaltiges Rahmenprogramm geboten. Wils Parlamentspräsident Michael Sarbach hielt eine kurze Ansprache, der Schauspieler Christian Althaus las ein «Lob der Farbe», und ein aus Salvian Stocker und Till Ostendarp bestehendes Posaunenduo war für die musikalischen Intermezzi besorgt.

Arthur Wyss ist ein «Überzeugungstäter». Wo andere mit wenig Talent sich in vielen Sachen versuchen, ist hier ein schöpferischer Geist am Werk, der zwar vieles beherrscht, sich jedoch aufs Wesentliche beschränkt. Wobei: Wenn man sich in der Lokremise Wil umschaut, sieht man nicht nur einen «Wyss», sondern ein sehr facettenreiches Œuvre, das nicht weniger als 269 Werke umfasst. Dabei legt Wyss an das Auszustellende selbst strenge Massstäbe an. Denn der Künstler aus Leidenschaft lässt als ausstellungsreif nur das gelten, was seinem eigenen, kritischen Blick standhält.

Fundus Fauna und Flora

Was damit gemeint ist, sieht man schon an den Miniaturen, in denen Wyss nicht nur akkurat die Dinge in der Form erfasst, sondern auch in ihrem ureigensten Wesen. Zumindest ergreift einen beim Betrachten der Eicheln, Blätter und Schneckenhäuser dieses Gefühl. Generell liebt es Arthur Wyss, sich aus dem reichen Fundus der Natur zu bedienen. Hier ist er ganz Traditionalist – und doch verstärkt und verfremdet er durch seine äusserst subtile Kenntnis der Farbenlehre gekonnt die Landschaften, lässt die aus unzähligen Pünktchen aufgebauten Szenerien im ganz neuen Licht erstrahlen.

Schöne, «neue» Natur

Prunkstücke der Ausstellung sind die 160 mal 160 Zentimeter grossen Installationen, welche so im Raum aufgehängt sind, dass sie frei zu schweben scheinen und dabei eine Art Labyrinth ergeben, durch das die Besucher wandeln können. Die Rahmen sind mit Silk bespannt und jeweils mit Hunderten von gleichen Naturmaterialien beklebt, die mit Acryl, Perlacryl, Gold- und Silberfarben bunt bemalt sind. Wo sich das Sonnenlicht in den feinen Blattrippen, Schneckenhäusern und Mohnkapseln leuchtend bricht, verleiht dies dem Ganzen eine gewollte Künstlichkeit. Zugleich verstärken die intensiven Farben das Gefühl, dass die Natur etwas einmalig Schönes ist.