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Veloweg-Bau in Halingen: Noch ein Allerletzter sagt «Njet»

Dienstag, 22. September 2015

Nach über 25 Jahren mit Diskussionen, Planungen und Einsprachen soll der Radweg von Thundorf zur Sekundarschule Halingen ab kommendem Jahr zur Tatsache werden. Doch ohne Enteignung geht's nun doch nicht. CHRISTOF LAMPART

HALINGEN. In den letzten Tagen konnte der Präsident der Sekundarschulgemeinde Halingen, Markus Müggler, aufatmen. Denn nach neuerlichen Gesprächen mit Landbesitzern, dem Kanton und den Gemeindebehörden scheint das Projekt Radweg Thundorf–Oberhalingen nun auf die Zielgerade einzubiegen. Von den drei Landbesitzern, die ursprünglich «Njet» sagten, hat bis dato nur einer nicht eingelenkt – und somit das im Kern bei der Bevölkerung unstrittige Bauvorhaben bis dato verhindert. Doch nachdem im Februar 2014 der Regierungsrat des Kantons Thurgau ein Enteignungsverfahren beschloss und die kantonale Enteignungskommission nun in diesem Fall ihre Arbeit aufgenommen hat, scheint «endgültig Bewegung in die Sache zu kommen», freut sich Müggler.

Nicht immer geht's glimpflich

Zwar sei eine Enteignung «nie toll», aber bezüglich Schulwegsicherheit dürfe es keine Kompromisse geben, sagt Müggler. Zumal die Strecke schon seit Jahren als gefährlich gilt. «Zwischen Thundorf und dem Schulhaus kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen, wo man nachher sagen muss: Gott sei Dank ist nichts passiert», weiss Müggler aus Beobachtung. Allerdings verliefen in der Vergangenheit nicht alle Unfälle glimpflich. So zog sich beispielsweise im Herbst 2011 ein Mädchen auf dem Schulweg bei einer Kollision mit einem Auto mehrere schwere Verletzungen zu. Die Bemühungen der Schulbehörde um einen Radweg stiessen daraufhin wieder auf offenere Ohren als auch schon. Dies, nachdem das Projekt in den über 20 Jahren zuvor immer wieder einmal, nie aber mit letzter Konsequenz vorangetrieben worden war.

Jakob Stark vermittelt vergebens

Nachdem etliche Gesprächsversuche – auch von Regierungsrat Jakob Stark persönlich – und alle Lösungsvorschläge vom letzten verbliebenen Einsprecher bis zum heutigen Tag rundum abgelehnt worden waren, blieb der beteiligten Gemeinde und dem Tiefbauamt des Kantons Thurgau nichts anderes übrig, als das Enteignungsverfahren einzuleiten.

Geschäft bleibt liegen

Nach dem Regierungsbeschluss blieb das Verfahren bei der zuständigen Kommission monatelang liegen. Warum, weiss Schulpräsident Markus Müggler nicht. Als er dann diesen Sommer direkt bei der Kommission nachfragte, wurde ihm mitgeteilt, dass man nichts vom Geschäft wisse, dieses jedoch jetzt aktiv angehen wolle. Und das sei «nun endlich der Fall», bestätigte Müggler. Geht die Enteignung nun den schnellsten Weg, so kann im Frühling 2016 der Radweg Thundorf–Oberhalingen gebaut werden.

Etappierung wider Willen

Ursprünglich war nicht geplant, den Bau des Radwegs aufzuteilen. Wegen des schleppenden Landgeschäftes wurde dies dann doch gemacht: Die erste Etappe führt von Thundorf nach Oberhalingen, die zweite von Oberhalingen bis zur Schulanlage Buck. Die erste Etappe ist bereit für den im kommenden Frühling erwarteten Baubeginn.

Beim zweiten Abschnitt laufen derzeit die Projektierungsarbeiten an. Nachdem die Linienführung der zweiten Etappe mehrfach überarbeitet wurde, gelangten Schule und Kanton mit einer optimierten Variante an die Grundeigentümer. Der Radweg führt nun nicht mehr direkt der Kantonsstrasse entlang durch die engen Platzverhältnisse von Oberhalingen, sondern «um den nächsten Hof herum», wie Müggler sagt.

Angst um die Eierkasse

Allerdings stiess auch diese optimierte Variante auf Kritik, als das Kantonale Tiefbauamt, die Gemeinde Matzingen und die Sekundarschule die neue Linienführung Anfang Monat den betroffenen Anstössern präsentierten.

Während das Tiefbauamt die Direktheit einer solchen Veloroute für den Alltag in den Vordergrund stellt und allgemein für die Linienführung die Nähe zur Kantonsstrasse sucht, werde von einigen Anwohnern eine Linienführung weit abseits der Kantonsstrasse favorisiert, berichtet Müggler. Ein Landwirt befürchtete sogar, dass wenn die Schüler zukünftig an seinem Hof vorbei zur Schule fahren sollten, diese ihm das Obst von den Bäumen klauen und die Eierkasse leeren könnten.