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Velotouren und Tanzschritte zur Hymne

Donnerstag, 26. April 2018

LEHRPLAN ⋅ Es ist der Kantonalgesang schlechthin: das Thurgauerlied. Mit neuen Unterrichtsmaterialien schickt sich das traditionsreiche Lied an, auch in der Volksschule Karriere zu machen.

Christof Lampart

Bereits im 19. Jahrhundert komponierte der Müllheimer Volksschullehrer Johannes Wepf das Thurgauerlied. Er vertonte dafür ein Gedicht des Berufskollegen Hans Ulrich Bornhauser. Das Stück entspricht dem Typus eines Wanderliedes. Darauf weist auch das stilisierte «Jodeln» («La-la-la») hin. Und es ist gerade dieses Beschwingte, welches das Lied an offiziellen Feiern zum populären Dauerbrenner hat werden lassen.

Doch abseits der Erwachsenenwelt – etwa in Schulen – fristete das Thurgauerlied bis dato ein eher kümmerliches Dasein. Wie oft und zu welcher Gelegenheit man dieses Lied bis jetzt sang, war der Initiative der Lehrerschaft überlassen. Diese Eigeninitiative wird zwar auch in Zukunft nötig sein, soll das Thurgauerlied häufiger in der Schule erklingen, doch aktuell sind die Voraussetzungen dafür besser denn je. Denn unter der Leitung des Präsidenten der Thurgauer Musikschulen, Andreas Schweizer, erarbeiteten Experten Unterrichtsmaterialien für das hymnische Lied.

«Kulturgüter von höchster Bedeutung»

Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf den Arboner SVP-Kantonsrat Andrea Vonlanthen, welcher sich seit 2012 für die Aufnahme des Thurgauerliedes in den Volksschullehrplan einsetzte. «Martin Stuber und ich hatten einen Vorstoss zur Förderung einheimischer Werte in der Volksschule eingereicht», erinnert er sich. Darin hiess es: «Die Landeshymne und das Thurgauerlied sind Kulturgüter von höchster Bedeutung und wichtig für unsere nationale und kantonale Identität. Doch sie sind breiten Bevölkerungskreisen kaum mehr bekannt. Darum sollen im Volksschulgesetz die Voraussetzungen dazu geschaffen werden, dass den Schülerinnen und Schülern am Ende der Schulzeit einzelne Strophen dieser beiden Hymnen wieder ein Begriff sind.» Regierungsrätin Monika Knill erklärte damals, dass man sich seitens des Departements für Erziehung und Kultur gerne der Sache annehmen wolle.

Nun ist es endlich soweit. Knill informierte vergangene Woche Kantonsrat Volanthen: «Andreas Schweizer und sein Team haben eine eindrücklich breite Palette von methodisch-didaktischen Unterrichtsmaterialien rund um das Thurgauerlied erarbeitet.» Entstanden sind unter anderem Arrangements für verschiedene Instrumente, für Chor und Duett-Versionen, in den Stilrichtungen von Klassik bis Pop. Des Weiteren liegen Materialien für die Auseinandersetzung mit dem Text und dem Begriff «Heimat» vor. Ein Blick in die Datenbank zeigt sogar Tanzanleitungen mit Videos und ausgearbeitete Velorouten, die vom Thurgauerlied inspiriert sind.

Materialen zum Thurgauerlied sind Teil des Lehrplans

Dass es so lange gedauert hat, bis das Versprechen umgesetzt wurde, verwundert Vonlanthen zwar «schon ein wenig», doch mit dem Resultat ist er «sehr zufrieden». Monika Knill hat für die langsame Umsetzung eine plausible Erklärung: «Wir wollten ja etwas erarbeiten, das in den Lehrplan der Volksschule aufgenommen werden soll; das ist nun der Fall.» Allerdings sollen die digital aufbereiteten und herunterladbaren Unterlagen nicht nur die Thurgauer Volksschüler begeistern. «Die Unterlagen sind genauso für Musikvereine, Chöre und Erwachsene geeignet. Es wäre sehr schön, wenn auch diese vermehrt das Thurgauerlied richtig sängen», sagt die Regierungsrätin.