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Überleben statt untergehen

Mittwoch, 18. Februar 2015

Gegen Schmutz aller Art zeigen sich Erzeugnisse des Wattwiler Zentrifugenherstellers Turbo-Separator gut gerüstet. Viel härter setzt dem Unternehmen der schwache Euro zu. CHRISTOF LAMPART

WATTWIL. Seit 1956 entwickelt und fertigt die Wattwiler Turbo-Separator AG kundenspezifische Turbozentrifugen. Mit diesen ist es den Endanwendern möglich, verschmutzte Industrieflüssigkeiten wie Wasser oder Öl ohne Filterhilfsmittel zu reinigen. Firmeninhaber und Geschäftsführer Ruedi Bannwart fällt es leicht, all jene Kundenvorteile aufzuzählen, welche die Maschinen von Turbo-Separator bieten. «Unsere international bewährten Lösungen führen zu kürzeren Maschinenstillstandszeiten sowie spürbar reduzierten Beschaffungs- und Entsorgungskosten.»

«Katastrophal» starker Franken

Doch seit wenigen Wochen drohen all diese Errungenschaften zur Makulatur zu verkommen. Denn die Aufgabe des Euromindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank ist für das KMU, das 85% aller Produkte ins Ausland liefert, «einfach katastrophal». Dabei deuteten Anfang 2015 die Zeichen noch in eine ganz andere Richtung, war doch 2014 «ein gutes Jahr für uns», sagt Bannwart. «Wir müssen jetzt noch mehr als früher jeden Stein umdrehen und schauen, wo wir noch günstiger einkaufen oder Prozesse optimieren können», sagt Bannwart.

Von Kurzarbeit hält er jedoch nicht allzu viel, denn «die kann höchstens eine kurzfristige Hilfe sein, aber nicht die Lösung». Wenn möglich wolle er mit allen Mitarbeitenden die Krise gemeinsam durchstehen. Und doch lässt Bannwart keinen Zweifel an seinen Prioritäten aufkommen. «Ich überlebe lieber mit vierzig Angestellten, als dass ich mit sechzig untergehe.»

Lukratives Chinageschäft

Hilfreich bei der Krisenbewältigung könnte sein, dass Turbo-Separator schon seit zehn Jahren eine Niederlassung in Shanghai unterhält. «Wir verkaufen jährlich 200 bis 350 Maschinen, davon in guten Jahren bis zu 20 Prozent nach China. Doch die Kunden in China hatten keinen Service vor Ort, weshalb wir uns vor einigen Jahren für einen Standort in China entschieden haben. Auch lässt es sich logischerweise in China vor Ort einfacher operieren als vom Toggenburg aus», erklärt Bannwart. Zwar seien die Qualitätskontrolle und die Lieferung durch die erhebliche Distanz nicht so leicht zu bewerkstelligen wie beim europäischen Stahl, aber man könne, wenn man es geschickt anstelle, mit China-Guss schon 40% einsparen – und zwar ohne qualitative Abstriche beim Material. «Bis jetzt war das für uns keine Option, aber mit dem starken Franken gibt es für uns auch im Einkauf bald kein Tabu mehr», sagt Bannwart unmissverständlich.

Für die Zukunft fit machen

Die Aufgabe des Standortes Wattwil kommt für Ruedi Bannwart hingegen nicht in Frage – schliesslich hat man hier erst vor wenigen Jahren einen topmodernen Fertigungskomplex errichtet. Vielmehr gelte es den Standort durch einen bereits eingeleiteten Strategiewechsel fit für die Zukunft zu machen. So soll sich Turbo-Separator vom reinen Zentrifugenhersteller hin zum Gesamtdienstleister entwickeln. «Wir sehen uns immer mehr als Problemlöser», sagt Bannwart. Dass dies mittelfristig eine Änderung der Mitarbeiterstruktur zur Folge hat – nämlich vermehrt weg von der eigentlichen Produktion und hin zur Montage –, ist aus Sicht des Inhabers «unvermeidlich».