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«Syngenta bleibt Syngenta»

Freitag, 5. Februar 2016

Mit der geplanten Übernahme der Syngenta durch Chem China würde eine gut 15jährige Erfolgsgeschichte enden, die mit der Fusion der Agrarsparten der Pharmakonzerne Novartis und Astra Zeneca begonnen hatte. CHRISTOF LAMPART

Dass Syngenta für Chem China ein lohnendes Ziel ist, überrascht nicht: Der Schweizer Konzern ist weltweit einer der grössten Chemiekonzerne im Agrargeschäft und zugleich der erste, der sich ausschliesslich auf diesen Wirtschaftszweig konzentrierte. Syngenta ist in der Sparte Pflanzenschutz (Syngenta Crop Protection) Weltmarktführer und liegt in der Sparte kommerzielles Saatgut (Syngenta Seeds) auf Platz drei. Der grösste Konkurrent ist der US-Konzern Monsanto. Syngenta mit Hauptsitz in Basel beschäftigt in gut 90 Ländern 28 000 Mitarbeitende, davon 3300 in der Schweiz.

Hauptsitz bleibt in Basel

Und wenn es nach den neuen Besitzern geht, so soll das Hauptquartier auch zukünftig in der Stadt am Rheinknie bleiben. «Der Syngenta-Sitz bleibt in Basel», sagte Syngenta- Sprecherin Sydne Saccone gestern auf Anfrage. Insgesamt verfügt Syngenta in der Schweiz über sieben Standorte. Drei wichtige Forschungsstandorte befinden sich im aargauischen Stein, in Bracknell (Grossbritannien) und in North Carolina (USA). Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war 2001 die vollständige DNA-Sequenzierung des Reis-Genoms durch das Genom-Forschungszentrum von Syngenta in Zusammenarbeit mit Myriad Genetics. Das Unternehmen gehörte auch dem Forschungskonsortium «Goldener Reis» an und hält einige Patente dieser Neuzüchtung, erklärte jedoch den Verzicht auf entsprechende Lizenzzahlungen, so dass Bauern nach dem Einkreuzen lokaler Reissorten das eigene Saatgut kostenfrei selbst vermehren können.

Landwirtschaft verbessern

Ebenfalls 2001 wurde die Syngenta-Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft gegründet. Deren Ziel ist es, die Existenzgrundlagen der Bewohner trockener Teile der Welt nachhaltig zu verbessern. Sie fördert innovative Methoden und Technologien, die Bauern helfen, die Nahrungsmittelproduktion und ihre Gewinne zu erhöhen. Heute betreibt die Stiftung neun Programme in den ärmeren Regionen Südamerikas, Afrikas und Indiens und trägt mit der Unterstützung weiterer Projekten zur Verbesserung der Landwirtschaft bei. 2003 gab Syngenta die Markteinführung der weltweit ersten Hybrid-Gersten-Sorte in Grossbritannien namens Colossus bekannt.

Absage an Monsanto

Im Mai 2015 wurde ein Übernahmeangebot des US-Konkurrenten Monsanto bekannt. Syngenta hat allerdings die Offerte zurückgewiesen, worauf Monsanto im August das Übernahmeangebot zurückzog. Neben Monsanto wurden vor gut einem halben Jahre weitere Unternehmen wie Du Pont (USA) oder die deutsche BASF als mögliche Kooperationspartner im von Firmenfusionen geprägten Agrargeschäft genannt.

Langfristige Investitionen

Ende Oktober trat Syngenta-Chef Mike Mack zurück, Finanzchef John Ramsay übernahm ad interim die Geschäftsführung. Ebenfalls vergangenen Herbst trat mit Chem China ein weiterer Interessent an einer Übernahme Syngentas in Erscheinung. Gestern bestätigte Syngenta ein Übernahmeangebot in der Grössenordnung von 43,7 Milliarden Franken. Syngentas Verwaltungsrat empfiehlt seinen Aktionären, das Angebot anzunehmen.

Das Geschäft wäre der bisher grösste Zukauf eines chinesischen Unternehmens im Ausland. Für Syngenta-Interimschef Ramsay ist klar, dass auch nach der Transaktion garantiert sei, «dass Syngenta Syngenta bleibt und zwar hinsichtlich Strategie, Management, Leuten und Kultur». Mehr noch: Chem China plane, in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung langfristig zu investieren, ergänzt Sprecherin Saccone.