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Steht die Gewehrgriff-Gruppe bald vor dem Aus?

Freitag, 21. Januar 2011

Sagen die Schweizer am 13. Februar Ja zur Waffeninitiative, so bedeutet dies wohl auch – zumindest mittelfristig – das Aus für eine wahrhaft einmalige Gruppe, die Tradition und Folklore aufs Trefflichste vereint: die Gewehrgriff-Gruppe aus Schönholzerwilen.

CHRISTOF LAMPART

In diesen Tagen kann die Gewehrgriffgruppe um Kommandant Erwin Greminger ihren 22. Geburtstag feiern . Doch ob diesem noch viele weitere folgen  werden, ist  - Stand heute – völlig offen. Denn sagt der Souverän am 13. Februar Ja zur Waffeninitiative, dann „können wir wohl zusammenpacken“ mutmasst Alfred Oettli. Der 58-jährige ist nicht nur ein Gründungsmitglied der Gruppe, sondern sozusagen auch die „Mutter der Kompganie“; der gute Geist also, der zusammenhält, was zusammenpasst. Und nun das.

Kein Bedarfsnachweis möglich?

Vor wenigen Tagen erhielt Fredy Oettli  von einem Bekannten, der Mitglied des  militärhistorischen Vereins „Rost & Grünspan“  aus Basel ist,  eine Email. In dieser wurde Oettli darauf hingewiesen, dass, sollte die Waffeninitiative angenommen werden,  laut Initiativtext, „für die Darstellung von lebendiger Geschichte kein Bedarfsnachweis für historische Waffen ausgewiesen werden kann“.   Konkret bedeutet dieser Passus, dass sieben der heute zwölf Gewehrgriffgruppen-Mitglieder nach dem heutigen Stand der Dinge wohl ihre geerbte Waffe abgeben müssten, da sie weder lizenzierte Schützen, noch Jäger und schon gar nicht Waffensammler im eigentlichen Sinne sind. „Ja, wir müssten wohl unsere Waffen abgeben“, bestätigt Oettli.  Wohl verstanden Waffen, die seit Jahrzehnten keine echte Munition „gesehen“ haben. „Wir  markieren doch nur und brauchen unser Gewehr, um uns witzig und traditionsbewusst auf der Bühne oder an sonstigen Anlässen präsentieren zu können“, regt sich der ehemalige Gemeindeammann von Schönholzerswilen, Hans Hugelshofer, auf.

Unzumutbare Abgabe

Während sich heute immer wieder begeisterte Jungsenioren melden, die gerne bei der „verschworenen Truppe“ (Oettli) mitmachen möchten, wäre das wohl kaum mehr der Fall, wenn man die Waffe jedes Mal im Frauenfelder Zeughaus abliefern müsste. „Das  kann man doch niemanden von unserer Gruppe zumuten, schliesslich haben wir auch viele, die bereits pensioniert sind “, findet auch Greminger – der Kommandant hat den  Jahrgang 1965 und ist somit klar das jüngste Mitglied der Gewehrgriffgruppe.

Und schliesslich geht es bei der Gewehrgriffgruppe Schönholzerswilen  auch um eine lokale Institution, welche im 2010,  am letzten Eidgenössischen Schützenfest in Aarau,  auch im Schweizer Fernsehen auftrat.  „Eine spezielle Attraktion ist die „Gewehrgriffgruppe“ aus dem thurgauischen Schönholzerswilen, welche auf humoristische Art den Ausbildungsalltag in der Schweizer Armee der 1940er- und 50er-Jahre wieder aufleben lässt“, hiess es damals in der Vorschau zur Sendung „Hopp de Bäse“. Irgendwie kaum vorstellbar, dass diese Tradition schon vielleicht bald der Vergangenheit angehören könnte.