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Starke Seile für Sotschi und Rio

Montag, 3. Februar 2014

An Olympischen Spielen oder Fussball-Weltmeisterschaften sind Sicherheit und der Transport von Zuschauern und Sportlern eine Herausforderung. In Sotschi und in Brasilien sind die Romanshorner Firmen Fatzer und Geobrugg dabei.

CHRISTOF LAMPART

ROMANSHORN. Athletinnen und Athleten haben in der Regel vier Jahre Zeit, um sich auf die Olympischen Spiele optimal in Form zu bringen. Die Weltmarktführerin für Seilbahnseile, die Romanshorner Fatzer AG Drahtseilwerk, musste jedoch mit ihren Sotschi-Vorbereitungen schon früher beginnen. So wurden die ersten acht Litzenseile bereits 2007 geliefert.

Wenn nun am 7. Februar die 22. Olympischen Winterspiele eröffnet werden, werden Fatzer-Drahtseile massgeblich dafür sorgen, dass die Seilbahnen in und um Sotschi perfekte Dienste leisten. So durfte das 1836 gegründete Romanshorner Traditionsunternehmen, welches als Produzent von Schwerlastseilen für Personen- und Materialseilbahnen sowie für baustatische Anwendungen weltweit führend ist, nicht nur die meisten Neuanlagen mit Stahlseilen ausstatten, sondern die «PW-Trac-Windenseile» sichern auch die Pistenbullys bei ihrer Arbeit am Steilhang. Insgesamt lieferte Fatzer nicht weniger als 125 Kilometer Drahtseile nach Sotschi.

Retter in der Not

Die Geobrugg AG, ist eine Tochterfirma der Gruppe Brugg und eine Schwesterfirma von Fatzer. Sie stellt Schutzsysteme gegen Steinschlag, Murgänge und Lawinen her. Ebenso produziert sie Schutzsysteme für Sportanlagen. Was 2012 mit dem Einbau von Sicherheitsnetzen auf dem Formel 1-Rundkurs von Austin/Texas begann, sollte nun in Sotschi seine Fortsetzung finden. Doch während der Fatzer-Deal problemlos über die Bühne ging, entpuppte sich der russische Markt bei den Schutzmassnahmen als schwierig. Denn obwohl Geobrugg frühzeitig mit einem Berater vor Ort war, kam es zu keinem einzigen Geschäftsabschluss.

Keine Schmiergelder gezahlt

Wahrscheinlich sei, so CEO Andrea Roth, die Auftragsvergabe nicht nur von der Kompetenz des Anbieters, sondern auch von etwaigen Schmiergeldern abhängig. Das Problem dabei sei, dass Geobrugg dieses Spiel nicht mitmache. «Das widerspricht zum einen komplett unserer Geschäftsphilosophie, und zum anderen findet sich immer einer, der mehr bezahlt, nur um den Auftrag zu bekommen», so Roth. Dass Geobrugg nun doch noch viele Sicherheitsarbeiten ausführen konnte, lag letztlich am Pfusch der Konkurrenz, welche zwar schnell, aber billig arbeitete. «Das sah optisch gut aus, war aber ganz schlechte Qualität, so dass bereits im letzten Winter die Hälfte der installierten Schutzmassnahmen ruiniert waren. Nun mussten die Russen schnell handeln und kamen auf uns zu, so dass wir viele schöne Projekte machen konnten», freut sich Roth. Für ihn sind die Sotschi-Installationen die besten Referenzen, damit Geobrugg weiter den russischen Markt erschliessen kann.

Fussball-WM in Brasilien

Ganz anders sieht die Lage in Brasilien aus, wo Geobrugg schon vor gut fünf Jahren anfing, sich ein Kontaktnetz aufzubauen. «Das war sehr mühsam, aber nun haben wir den Durchbruch geschafft», so Roth. Dass dem so ist, verdanken die Schutzexperten nicht potenziellen Umweltkatastrophen, sondern der Fussball-Weltmeisterschaft 2014. Denn Geobrugg fädelte für Fatzer einen Deal der ganz besonderen Art ein.

Stadiondach am Fatzer-Draht

Fatzer konnte einen wichtigen Teil für das Maracanã-Stadion beisteuern. Fatzer liefert die 700 Tonnen schweren Drahtseile, an welchen das Stadiondach aufgehängt ist. Zwar habe man die Margen etwas herunter fahren müssen, um den Zuschlag zu erhalten, aber für Andrea Roth rechnet sich das Projekt langfristig. «Wir haben im fussballverrückten Brasilien am Bau des Nationalheiligtums mitgewirkt. Ein besseres Marketing kann man gar nicht haben, auch wenn die Stahlseile nicht wirklich etwas mit unseren Schutzsystemen zu tun haben», sagt er.