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Siedlungsabfälle werden wertvoller

Freitag, 27. Januar 2012

Müll soll nicht nur deponiert oder verbrannt werden. Rohstoffe aus der Asche von verbrannten Abfällen zu gewinnen, ist inzwischen durchaus ein wirtschaftlicher Faktor geworden.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Die Referenten an der Sonderveranstaltung des Technologieforums Thurgau «Kehrichtverbrennung – von der Abfallbeseitigung zur Energieproduktion und zur Rohstoffrückgewinnung» zeigten auf, dass es möglich ist, nicht nur Energie aus Müll zu gewinnen, sondern dass es sich auch wirtschaftlich lohnt, die in den Verbrennungsrückständen enthaltenen, wertvollen Rohstoffe zu recyceln.

Ein Zug voller Erdöl

Für den Leiter des Amt für Umwelt des Kantons Thurgau, Jürg Hertz, ist die Abfallwirtschaft im Thurgau auf einem guten Weg. Denn diese ziele heute nicht mehr nur auf eine umweltverträgliche und problemlose Abfallentsorgung ab, sondern versuche, die im Abfall enthaltenen Rohstoffe wiederzugewinnen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Beachtung der ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen an eine nachhaltige Rohstoffnutzung und Abfallentsorgung in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen habe. Martin Frei von der KVA Thurgau rechnete vor, wie wertvoll Siedlungsabfälle mittlerweile sind. Der Brennwert eines mit 4,9 Kilo gefüllten 35-Liter-Abfallsacks entspräche 1,5 Liter Erdöl. Somit entsprächen die 140 000 Tonnen Abfälle, welche jährlich in der KVA in Weinfelden verbrannt würden, einem zwölf Kilometer langen Zug, der mit 41 000 000 Liter Erdöl gefüllt sei, so Frei. Daniel Böni, Geschäftsführer der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (Kezo), machte deutlich, dass es weder ökologisch noch ökonomisch sei, Wertstoffe zu deponieren. Mit dem Zentrum für nachhaltige Abfall- und Ressourcennutzung (ZAR) in Hinwil, dessen Geschäftsführer Böni ist, habe man die Voraussetzungen geschaffen, um nicht nur lokal, sondern auch national die Abfallbewirtschaftung nachhaltig zu optimieren. «Unser Ziel ist es, dass die Material- und Energienutzung, über den gesamten Lebenszyklus der Produkte gesehen, erhöht und die Notwendigkeit von Deponielösungen minimiert werden», erklärte Böni.

ZAR ist national tonangebend

Das ZAR sehe sich als eine zukunftweisende Ergänzung bestehender Separatsammlungen der schweizerischen Abfallwirtschaft, es leiste als nationales Entwicklungszentrum wegweisende Praxisbeiträge. Mit der Arbeit des ZAR, so Böni optimistisch, solle in den nächsten Jahren ein neuer Stand der Technik für die thermische Verwertung von Abfällen inklusive der Behandlung der Rückstände und die Qualitätsstandards der stofflichen Verwertung definiert werden.