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Profundes Ensemble mit prächtigem Klang

Dienstag, 19. Februar 2013

Mit einem geradezu atemberaubenden Auftritt versetzte am Sonntagnachmittag das Innerschweizer Vokalensemble Ensemble Corund Luzern die Zuhörerschaft in der Klosterkirche Fischingen in Entzücken. Zum Vortrag kamen ausschliesslich Werke von Tomás Luis de Victoria.

CHRISTOF LAMPART

FISCHINGEN. Dem vor 20 Jahren durch seinen amerikanischen Leiter, Stephen Smith, gegründeten Berufschor Corund eilt ein sehr guter Ruf voraus. Ein Ruf, der dazu führte, dass auch beim Fischinger Auftritt, welcher der Auftakt zu einer Schweizer Tournée darstellte, die St. Idda-Kapelle in der barocken Klosterkirche bis auf den allerletzten Platz gefüllt war. Gut ein Dutzend Zuhörer mussten sogar – was allerdings unproblematisch war – ausserhalb, auf den Kirchenbänken, Platz nehmen.

Engelsgleicher Gesang

Zur Aufführung gelangten ausschliesslich Werke des spanischen Kirchenmusikers Tomás Luis de Victorias (1548 bis 1611). Ein Tonschöpfer, der in der Zeit der Reformation und Gegenreformation in Rom und Madrid wirkte und zutiefst katholisch war. Zuerst sang Corund zwei Motetten, anschliessend das geradezu hymnische Requiem, welches de Victorias zur Beerdigung seiner Dienstherrin, der spanischen Kaiserin Maria, 1603 komponierte. Corund zuzuhören ist vom ersten Ton an Genuss pur. Geradezu engelsgleich erhoben sich die Stimmen im polyphonen Wechselgesang des «Ave Regina caelorum», mit welchem das einstündige «Wohlfühlkonzert» anhub.

Ein entspannendes Konzert

Weder die Motetten, noch das Requiem strahlten Düsternis, Trauer oder Verzweiflung aus. Vielmehr fühlte man sich innerlich auf sphärischen Klängen dahingleitend, während der wunderbare Gesang von Corund von den Kirchenwänden aufs Publikum zurückgeworfen und somit der Eindruck verstärkt wurde. Oder wie es Stephen Smith in seiner kurzen Einleitung formulierte: «Sie werden ein sehr entspannendes Konzert und grosse emotionale Ausbrüche erleben.» Wohl aber eines mit Tiefgang – ist man im nachhinein versucht zu konstatieren, denn das Vokalensemble aus Luzern gestaltete den einstündigen Vortrag stimmlich austariert und expressiv zugleich. Als Zuhörer nahm man durch das glockenhelle und klare Singen auch die allerfeinsten Klangnuancen wahr; Schattierungen also, die einem bei einem weniger talentierten Chor zweifelsohne entgangen wären. Gregorianik und Polyphonie finden in de Victorias Werken zu einer tollen Symbiose zusammen. Und der Verdienst von Corund war es, an diesem Nachmittag eine Klanglichkeit von «ätherischer» Schönheit und glühender Expressivität zum Leben erweckt zu haben. Und zwar eine ganze, beglückende Stunde lang.