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Positive Energie für "üse Ralph"

Montag, 13. August 2012

«Wir wollen Ralph unsere positive Energie nach London schicken», sagte ein Fan am Sonntagnachmittag. Vier Schweizer Fahnen, zwei selbst gemalte Olympiafahnen, eine Thurgauer Fahne: Der Schopf der Familie Schmutz in Lenzenhaus ist herausgeputzt worden.

CHRISTOF LAMPART

Ralph Näfs Fangemeinde liess nichts unversucht, um den Andwiler Mountainbiker zum Olympiasieg zu treiben. Der Ralph-Näf-Fanklub verkauft T-Shirts, die «Giessenscheller» Bier und Bratwürste mit Brot. Die Fans sind sich sicher, dass «üse Ralph» vorne mitfährt und den Lohn für die Arbeit vergangener Jahre erntet. Favoriten sind zwar andere, aber Träumen ist schliesslich erlaubt, zumal der Andwiler ja schon oft bewiesen hat, dass er ganz vorne mitfahren kann, wenn an diesem Tag alles stimmt.

Die Sitzplätze reichen nicht

Gegen 80 Personen wollen beim Public Viewing dabei sein. Die Sitzplätze reichen nicht. Doch das macht nichts, die Vorfreude ist gross. Noch knapp eine Stunde bis zum Start, im Fernsehen wird Ralph Näf gezeigt. Es sei gerade «die ekligste Zeit bis zum Start», sagt der Mountainbiker dem Reporter – doch das stört die Fans im Schopf nicht. «Heute fährt er ein gutes Rennen!», meint die Tischnachbarin plötzlich. Niemand widerspricht ihr. Es ist 13.37 Uhr.

Ein Schnäuzer trägt eine Treichel heran. Der Lärmpegel steigt, die Stimmung auch. Viele tragen Hüte, hat doch der Veranstalter einen Wettbewerb ausgelobt. Bei der Familie Krüse aus Andwil tragen alle vier Familienmitglieder aufwendig dekorierte Hüte – gäbe es einen Familienpreis, Krüses hätten gute Chancen auf den Hauptgewinn.

«Hallohallohallo, jetzt ist englische Disziplin gefragt», erklärt Gastgeber Jörg Schmutz um 14.01 Uhr. Er lässt ein paar Mal spontan jubeln, doch wahnsinnig euphorisch klingt das noch nicht. Also versucht es der Hausherr mit einem Griff in die psychologische Mottenkiste. «Der Ralph muss die Energie aus Lenzenhaus spüren», ruft Schmutz.

Die Beine sind zu schwer

Dann fängt das Rennen an. Doch was glänzend beginnt – Ralph Näf ist Fünfter – mündet bald in der Erkenntnis, dass die Beine zu schwer und die Spitzengruppe zu rasant unterwegs ist. Kontinuierlich wird Näf nach hinten durchgereicht, ist Achter, dann Zwölfter, dann noch ein bisschen weiter hinten. Im Schopf wird es verdächtig ruhig, zumal «Ralph» auch nur wenige Male live gezeigt wird. Es sind keine triumphalen Bilder. Am Ende ist es der 18. Platz. Nur gut, dass Nino Schurter bis zum letzten Meter um Gold kämpft. Und so «lenkt» am Ende das Publikum im Lenzenhausener Schopf seine «Energie» auf den Bündner um. Über Silber freuen sich dann einige sehr. Doch Gold wäre allen lieber gewesen Und ein Gold-Junge Ralph sowieso.