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Netz stoppt 20-Tonnen-Felsblock

Samstag, 4. August 2012

In Romanshorn verwurzelt, aber auf der ganzen Welt im wahrsten Sinne des Wortes «verankert». So könnte man die Geschäftsidee von «Geobrugg» umschreiben. Sie stellt Schutzsysteme gegen Steinschlag, Murgänge und Lawinen her.

CHRISTOF LAMPART

ROMANSHORN. Geobrugg ist eine Tochterunternehmung der Gruppe Brugg und eine Schwesterfirma des ebenfalls in Romanshorn ansässigen Drahtseilherstellers Fatzer. Während Fatzer bereits 1836 gegründet wurde, ist Geobrugg ein noch ein relativ junges Unternehmen. 1951 stellte Geobrugg seine erste Lawinenverbauung aus Drahtseilen her. Seitdem hat das Unternehmen immer wieder neuartige Sicherheitslösungen entwickelt.

Innere Werte zählen

Wobei man den Produkten die Innovation, was auch Geobrugg-Bereichsleiter Andrea Roth freimütig einräumt, nicht unbedingt von aussen ansieht. «Wer nicht Bescheid weiss, der hält das wohl für einen ganz normalen Maschendrahtzaun», erklärt der ETH-Bauingenieur und hält ein graues Drahtgeflecht in die Höhe.

Doch dieser Maschendrahtzaun ist aus einem hochfesten, korrosionsbeständigen Stahldraht hergestellt. Wenn Andrea Roth von dieser Spezialität aus seinem Hause spricht, fallen Worte wie «hoher Durchtrennungswiderstand», «grosse Energieaufnahmekapazität» und «lange Lebensdauer bei geringem Wartungsbedarf». Zumindest unter letzterem kann sich der Laie etwas vorstellen.

Netz für eine Generation

Doch was bedeutet das genau? «So ein Netz sollte schon eine Generation problemlos aushalten, also 20 bis 30 Jahre», erklärt Roth. Und was für eine Belastung muss so ein Netz aushalten? «Bei unserem letzten Zertifizierungstest haben wir einen 20 Tonnen schweren Felsquader mit einer Einschlaggeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern in ein solches Ringnetz fallen lassen. Das Netz hat den Felsen erfolgreich gestoppt», freut sich Roth noch heute. Nicht stoppen lassen wollen sich die Spezialisten in Sachen «Geohazard Solutions» bei der Eroberung von internationalen Märkten. Werke im australischen Perth und Albuquerque (US-Bundesstaat New Mexico) bestehen schon heute, und im Fernen Osten wird mit Partnern ein Vertriebsnetz sukzessive aufgebaut.

«Wir sind gegenwärtig in rund 50 Ländern aktiv. Das müssen wir aber auch sein, denn in der Schweiz erwirtschaften wir gerade einmal rund zehn Prozent unseres Umsatzes. Wir stehen zugleich zu unserem Forschungs- und Produktionsstandort Schweiz, doch wir sind auch gleichzeitig eine klassische Exportfirma», erklärt Roth. Weniger redselig gibt sich der Manager, wenn er nach den noch zu erobernden Märkten gefragt wird. «Wir möchten nicht, dass unsere Mitbewerber davon aus der Zeitung erfahren», blockt Roth ab. Und auch über Umsatz- und Gewinnzahlen gibt das Familienunternehmen, das insgesamt 350 Personen, davon 140 in Romanshorn, beschäftigt, keine Auskunft.

Guter Kunde öffentliche Hand

Rund 80 Prozent der Schutzmassnahmen werden von der öffentlichen Hand bestellt, also vor allem von den Strassen- und Tiefbauämtern der Gemeinden. Geobrugg wird auch hierzulande die Arbeit nicht ausgehen, denn «die Menschen wollen immer weiter oben wohnen, weil im Tal schon alles besiedelt ist. Also braucht es dort auch Schutzmassnahmen für die Siedlungen, die dort erstellt werden», erläutert Roth.