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Mehr Parties statt Französisch

Dienstag, 9. April 2013

Jede Kantonsschule hat eine Schülerorganisation, die sich für die Anliegen der Schülerschaft einsetzt. Doch was sind deren Anliegen an der Kanti Wil? Genau dies wollte Benedict Vogt wissen – und verfasste seine Maturaarbeit darüber.

CHRISTOF LAMPART

WIL. Irgendwie ist Benedict Vogt ein Einzelfall. Zumindest, wenn es bei ihm ums politische Interesse geht, das bei ihm, der keiner Jungpartei oder sonstigen politischen Bewegung angehört, «sehr ausgeprägt ist». Da überrascht es wenig, dass Vogt seit gut zwei Jahren der als Verein organisierten Schülerorganisation (SO) der Kantonsschule Wil vorsteht, in deren Büro auch das Interview stattfindet. Sozusagen in der Schaltzentrale der Schülerschaft.

«Raucherhüsli» kaum machbar

Im Gespräch wird schnell deutlich, dass es Benedict Vogt liebt, zu verhandeln, sich für andere Menschen und Ideen einzusetzen. Da kann es mal einfach darum gehen, einen «Tschüttelikasten» im Kanti-Foyer zu bekommen – was zu den eher einfacheren Dingen gehört. Andere Wünsche der Schülerschaft hingegen sind schon quasi mit ihrer Äusserung zum Scheitern verurteilt. «Dass das Französisch-Pensum reduziert wird, dürfte für viele ein frommer Wunsch bleiben», sagt der Wirtschaftsmaturand. Und auch der Wunsch nach einem «Raucherhüsli» oder einem Bancomaten an der Kantonsschule sei, sagt Vogt selbstkritisch, «kaum oder gar nicht machbar».

330 Antworten

Bei so viel persönlichem Engagement erstaunt es nicht, dass Vogt bei seiner Maturaarbeit nicht mit der kleinen Kelle anrührte, sondern die Umfrage gleich an alle 550 Schülerinnen und Schüler verschickte. Also auch an die Erstklässler, die aufgrund ihres erst kurzen Verweilens an der Kanti eigentlich noch gar nicht so genau wissen können, wo die Schülerorganisation ihres Erachtens den Hebel ansetzen sollte.

Insgesamt 330 Fragebogen kamen zurück, was Vogt selber als «ernüchternd» wertet. Eine Aussage, die wohl die wenigsten Meinungsforschungsinstitute teilen würden, gilt doch bei schriftlichen Umfragen eine Ausschöpfungsquote von 15 Prozent als bemerkenswert. Benedict Vogt weiss das – und ist doch anderer Meinung. Denn «viele haben den Fragebogen nicht oder nur teilweise ausgefüllt und retourniert».

Nicht das «gewünschte» Resultat

Zur Einschätzung mag auch beigetragen haben, dass sich Vogt ein anderes Resultat erhofft hatte. «Viele gaben an, dass sich die SO für mehr Parties und Events – sowohl auf dem Areal der Kantonsschule als auch auswärts – einsetzen sollte», erklärt Vogt. Dass die Schülerorganisation vor allem im Schulhaus eine kritische politische Haltung gegenüber Lehrerschaft und Schulleitung einnehmen sollte, erachteten viele als «weniger wichtig». Doch gerade das hätte sich der Maturand Benedict Vogt gewünscht.

Der grösste Anlass

Der grösste Anlass, den die SO betreut, ist ein gesellschaftlicher, nämlich der Kanti-Ball. «Hier wird oft die Musikauswahl kritisiert, denn wir setzen vor allem auf Pop und House, und können einen ausgefallenen Musikgeschmack wie zum Beispiel <Metal> nicht berücksichtigen», weiss Vogt. Und, dass es das SO-Team zwar vielen, aber bei weitem nicht allen recht machen kann. Auch die Tatsache, dass am Kanti-Ball kein Alkohol ausgeschenkt werden darf, empfänden viele Schülerinnen und Schüler als «blöd».

Hingegen kam gut an, dass am diesjährigen Kanti-Ball eine elegante Kleidung vorgeschrieben ist. Wobei Benedict Vogt im Gespräch den Dress-Code gleich relativiert: «Man sollte einfach nicht in zerrissenen Jeans und im Schlabber-T-Shirt kommen.»