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„Man hat mich einfach angemeldet“

Sonntag, 19. Juni 2011

Düstere Wolken ballten sich am Sonntagmorgen über Weinfelden zusammen. Doch einem Grossteil jener, welche an diesem Tag zum Thurathlon machte die überhaupt nichts aus. Ganz im Gegenteil: so wurden die Strapazen ein wenig erträglicher.

CHRISTOF LAMPART

Von 28 über 60 bis hin zu 120 Kilometern lagen am Sonntag für die Radrennfahrer drin – je nachdem, ob sie sich für die Kurz-, Mittel- oder Langdistanz entschieden hatten. Rund 1000 von ihnen wollten es als Einzelkämpfer oder im Team wissen, wie gut sie die 860 Höhenmeter einer Runde wiederholt bewältigen würden.

Die Zufälligen

Unter ihnen auch Thierry Nischelwitzer. Der junge Mann mit der Kugelstosser-Statur wirkt, als hätte er sich ans Rennen oder zumindest in der Sportart verirrt. „Nein, nein, ich starte schon, schliesslich hat mich die Firma angemeldet", erklärt der Software-Entwickler aus Eschlikon. Seine Ambitionen umfassen auch nicht eine irgendwie geartete Schlusszeit, sondern ein viel profaneres Ziel: „Ich möchte gerne ankommen, schon alleine des Teams wegen“, lacht er. Dass er in der Kurzdistanz-Kategorie startet, „versteht sich von selbst“, wie er freimütig einräumt.

Ursprünglich überhaupt nicht mit einem Einsatz hat der Kreuzlinger Michael Zingg gerechnet. Nicht, weil er ausser Form sei, sondern weil er gar nicht wusste, dass sein Firmenteam ihn einfach angemeldet hatte. „Ich bin gewissermassen vor vollendete Tatsachen gestellt worden.“ Als Ziel gibt er an, „einfach Spass“ haben zu wollen, worauf auch die selbstverinnerlichte Schlusszeit schliessen lässt: „Hm, ich denke, dass ich für die 20 Kilometer eine gute Stunde haben werde“, so Zingg.

Die Ambitionierten

Derweil steht der 12-jährige Adrian Schnellmann aus dem schwyzerischen Wangen schon in der Wechselzone. „Gleich geht’s los, der Kollege muss gleich rein kommen“, will der Junge keine Zeit mit dem Beantworten von Fragen versäumen. Tunnelblick aufgesetzt und volle Konzentration ist jetzt gefragt. Eine letzte Frage noch: „Was ist dein Ziel für heute?“. „Kopf runter und voll durchtreten – und zwar nonstop“. Auch der Amriswiler Viktor Herzog will sich sportlich von seiner besten Seite präsentieren. Für die 33 Kilometer werde er wohl fünfviertel Stunden brauchen, schätzt er. Dass gerade vor wenigen Sekunden ein kleiner Guss vom Himmel hiernieder ging, stört ihn nicht. Vielmehr hat er vor dem kräftigen Gegenwind Respekt, welcher gerade in der Wechselzone bei der Sportanlage Güttingsreuti weht. „Wenn man so eine Brise als Rückenwind hätte, wäre das Ideal, aber ich befürchte, dass ich mich ziemlich abstrampeln muss, um das Ziel in der angestrebten Zeit zu erreichen", so Herzog. Doch ein gemütliches Bummeln kommt für ihn nicht in Fragen, denn „ich will ja nicht mein Team im Stich lassen.“

Die „Spinnerin“

Wo Sonja drauf ist, ist auch Sonja drauf. Die Startnummer am Velo verrät den Vornamen von Frau Frauchiger aus St. Gallen. Sie startet für ein Fitnessklub-Team und macht auf Understatement. „Ich bin so die Lückenbüsserin im Team.“ Eine Idee, warum die durchtrainiert wirkende, junge Dame für die 120 Kilometer lange Strecke ausgesucht worden ist, hat sie aber doch: „Ich mache im Fitnessklub immer beim Spinning mit“.