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Mäusejagd im Monkswell Manor

Freitag, 6. Januar 2012

Nachdem in den letzten Jahren die „Bühni Wyfeld“ zu Silvester vor allem Lustspiele aufgeführt hatte, schlägt sie nun mit dem Krimi-Klassiker „Die Mausefalle“ ernstere Töne an. Doch trotz Mord und Totschlag darf auch bei der jüngsten Produktion gelacht werden.

CHRISTOF LAMPART

Wer kennt den Agatha Christie-Klassiker nicht? Zumindest dem Namen her. Das vor fast 60 Jahren in London uraufgeführte Werk vermag denn auch in der Weinfelder Inszenierung (Bühnenbau: Peter Affentranger) gekonnt den leicht morbiden Charme eines Nachkriegsenglands zu zeichnen, in dem sich die Bevölkerung trotz untergehendem Empire, knappen Kohlenreserven und schlechten Strassen noch ein bisschen die steife Würde aus besseren Tagen zu wahren trachtet. Das „Monkswell Manor“ sieht tatsächlich mit seinem abgesessenen Sofa und den grässlich roten Tapeten wie eine Pension aus, die es vor 60 Jahren in England gab und es sie heute immer noch gibt.  Der alte Glanz lässt sich erahnen – mehr aber auch nicht.

Homogenes Ensemble

Das äussere Setting stimmt also. Hinzu kommt, dass Regisseur Walter Millns das Stück auf zweimal 45 Minuten gekürzt und somit seinen Mimen geradezu auf den Leib geschneidert hat. Dass es von den acht Protagonisten ausgerechnet Mrs. Boyle erwischt, macht nichts, denn die alte Nörglerin wird so hervorragend von Ingrid Isler gespielt, dass wohl kaum jemand – weder im „Monkswell Manor“, noch im Thurgauer Theaterhaus – über ihr plötzliches Dahinscheiden traurig ist. Wunderbar verschroben-provokativ gibt Pascal Aubry seinen Christopher Wren und Thomas Götz gibt den Mr. Paravicini, der immer dann auftaucht, wenn man es am wenigsten erwartet, nonchalant und souverän zugleich. Eva Wechsler und Werner Münger ergänzen sich gut, geben sie doch ihren Part als stets leicht überforderte Pensionsbetreiber Mollie und Giles Ralston gut: allerdings würde man sich bei Münger ein besseres Bühnendeutsch wünschen. Benjamin Heutschi ist zwar vom Aussehen her nicht gerade ein „Columbo“, doch mimt er den unkonventionellen Detective Seargent Trotter ebenso trefflich, wie dies auch  Esther Hollenstein (Miss Casewell) und Heinz Wiederkehr (Major Metcalf) tun.  Kurzum: das „Bühni Wyfelde“-Ensemble weiss auch in diesem Jahr zu überzeugen.

Machen Kleider Leute?

Dezent und doch wirkungsvoll setzt Christian Stricker mit seiner Beleuchtung die Besetzung ins beste Licht. Dass ist nicht unbedingt gerade Beatles-Song hätten sein müssen, die aus dem Radio plärren (das Stück spielt in der Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg) versteht sich von selbst. Sorgfältig auf die Charaktere abgestimmt sind auch die Kostüme, welche von Tanja Gross angefertigt wurden, denn dass Kleider Leute machen, spiegelt sich in dieser „Mausefalle“ ganz besonders trefflich wieder. Tatsächlich verhalten sich alle „so“, wie man es aufgrund ihres Auftretens erwarten dürfte. Dass im Grunde genommen jedoch alle nicht das sind, was sie vorzugeben scheinen, zeigt sich dann erst im  finalen Showdown. Sie wollen jetzt schon wissen, wer der Mörder oder die Mörderin ist? Von mir werden Sie es nicht erfahren, denn schliesslich soll all den zukünftigen „Mausefalle“-Besuchern nicht die Spannung genommen werden. Gehen Sie selbst schauen: es lohnt sich.