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Literatur aus belesenem Munde

Montag, 29. Oktober 2012

Der bekannte Störbuchhändler Urs Heinz Aerni gastierte am Samstagabend mit Charme, Schmäh und einer Buchauswahl in Eschlikon. Und zwar anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums der Gemeindebibliothek.

CHRISTOF LAMPART

ESCHLIKON. Feiert eine anerkannte kommunale Einrichtung ein Jubiläum, so ist es klar, dass in ihren Räumlichkeiten der Festakt – oder zumindest ein Teil davon – über die Bühne geht. Doch im Falle der Böcklihaus-Bibliothek war das anlässlich der Jubiläumslesung vom Freitagabend leider unmöglich.

Doppelt so viel Platz erwünscht

Bibliotheksleiterin Lucia Künzler-Mologni erklärte denn auch gleich warum: «Wir haben dort 120 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Und das ist wenig angesichts dessen, dass wir nicht wissen konnten, wie viele Personen heute wohl kommen würden.» Es waren ordentlich viele, nämlich rund sechzig, welche trotz des plötzlichen Wintereinbruchs den Weg ins evangelische Kirchgemeindehaus unter die Füsse nahmen. Gleichwohl wünschte sich Künzler, dass das nächste Jubiläum dann in einer deutlich grösseren Bücherausleihe vonstatten gehen wird. «Es wäre schön, wenn wir die Bibliotheksfläche im Rahmen der geplanten Schulraum-Umbauten zumindest verdoppeln könnten, dann hätten wir endlich genug Platz, um uns und unsere Bücher angemessen zu präsentieren», so die Bibliothekarin.

Die Leser bestimmen

Zumal der Störbuchhändler Urs Heinz Aerni im Verlaufe einer kurzweiligen Stunde allerlei Lesenswertes ebenso launig wie humorvoll und subjektiv-profund vorstellte, was sich das Bibliotheksteam durchaus in den Regalen des Böcklihauses vorstellen konnte. Dabei gilt es mit einem beschränkten Budget von jährlich 13 500 Franken auszukommen. Nicht gerade viel, wenn es darum geht, 400 Familien (was gut 1500 Personen entspricht) und rund 420 Schülerinnen und Schüler tagtäglich mit neuem, interessanten Lesestoff zu versorgen. Wird ein Buch monatlich ausgeliehen, so gilt es als «Spitzenbuch» – schliesslich beträgt die Ausleihfrist eines Mediums vier Wochen.

Narrenfreiheit genossen

Das erklärt, warum gewisse Bücher gleich drei- oder vierfach angeschafft werden müssen. «Das Ausleihverhalten unserer Kunden bestimmt, was wir einkaufen», so Künzler.

Zumindest dies war bei Aerni anders. Denn er stellte einfach vor, was ihm gefiel und wovon er überzeugt war, dass es auch anderen gefallen könnte. Ganz egal, ob es sich dabei um einen Roman, eine Witzesammlung, einen Wanderführer oder ein Sachbuch handelte. Dieses «Erwarte das Unerwartete» ist das Erfolgsrezept, mit dem Aerni meisterhaft spielt, denn er kann ohne weiteres davon ausgehen, dass niemand im Publikum weiss, was bei all diesen unterschiedlichen Schmökern, Schinken und Sammlungen Sache ist. Das beschert ihm bei der Präsentation eine Narrenfreiheit, die er weidlich ausnutzt. Dabei waren es nicht einmal unbedingt zeitgenössische Bestseller, sondern einfach Bücher, die Aerni so gefielen, dass er sie als vorstellenswert erachtete. «Für mich ist ein Buch nicht nach seinem Erscheinungsdatum neu oder alt, sondern dann, wenn ich es gelesen habe.»