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Kurzweiliger Spass und kulinarische Raffinesse

Donnerstag, 5. Januar 2023

Amnesie für Fortgeschrittene? Mitnichten: An den Abend dürften sich – auch wenn der Titel anderes vermuten liesse – sicher noch viele lange wohlwollend zurückerinnern. Denn das Esstheater der Bühni70 wusste an der Premiere zu überzeugen.

Christof Lampart

Auch in dem Jahr wird das Wiler Liebhabertheaterensemble Bühni70 seinem eigenen Anspruch gerecht: nämlich jenem, seinem Publikum nicht nur einen geselligen, sondern einen köstlichen – und das gleich im doppelten Sinne – Abend zu bieten. Und das war mitnichten selbstverständlich. Denn während die Bühni70 auch in diesem Jahr auf die Mitwirkung vieler bewährter Kräfte setzen konnte, war mit der Pfefferbeere AG aus Bühler erstmals ein Caterer im Gewölbekeller des Wiler Hofes am Werk, um die Gaumen der Gekommen nicht nur zu kitzeln, sondern zu verwöhnen. Und das Vorhaben glückte.  

Gut besetzte Rollen

Denn zum einen hatte die Bühni70 mit der vieraktigen Klamotte «Amnesie für Fortgeschrittene» (Regie: Erwin Freitag) von Karl-Heinz Alfred Hahn ein Werk ausgesucht, bei dem Wortwitz und schnelle Dialoge für ein ordentliches Unterhaltungstempo sorgten. Langeweile kam somit keine auf. Zumal auch die einzelnen Figuren den Schauspielerinnen und Schauspielern auf den Leib geschneidert wurden. So wusste nicht nur das unter Amnesie leidende Unfallopfer Alfred Heinze (quirlig-wandlungsfähig: Omar Akbarzada), sondern auch seine Leidensgenossen in der Klinik, Ignaz Besenbinder (umtriebiger Strippenzieher: Walter Dönni) und Kurt Klopfer (gutmütig-schusslig: Erwin Marchand), als detektivisches Trio zu überzeugen. Auch die weiteren Rollen waren mit grosser Sorgfalt besetzt. Die Darstellung der Schwester Veronika (ehrlich-ängstliche Haut: Barbara Neurauter) wusste ebenso zu gefallen, wie auch jene des Klinikdirektors (idealistisch-besorgt: Klaus Koenen), des Inspektors Kojambel (schusselig-besserwisserisch: Hans-Peter Kuster). Die Verlobte des Unfallsopfers (hilflos-übervorsorglich: Tanja-Mercedes Rieger) wurde ebenso trefflich gemimt, wie auch die Rolle der Oberschwester Hiltrud (resolut zupackend: Sabine Heinrich).

 Köstliche Kulinarik

 Zum anderen wurde den Gästen zwischen den Akten vom «Pfefferbeeren»-Team ein vortreffliches Mahl serviert, das mit einem Amuse Bouche, einer Kürbissuppe, einem Salat mit Granatapfeldressing und als Krönung – einem 48 Stunden gegarten Flat Iron vom Appenzeller Rind – aufwartete, bevor der Abend, nach dem Fallen des letzten, imaginären Vorhangs, mit eine Schokoladen-Creme an Pekannüssen ebenso mundgerecht wie überzeugend abschloss. Bis zur Derniere am 4. Februar 2023 wird die «Amnesie» noch 13mal gegeben. Infos unter: www.buehne70.ch