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Kantonsspital Frauenfeld: 542 Parkplätze sind zu wenig

Sonntag, 21. Oktober 2012

Ab Sommer 2013 sollen beim Kantonsspital Frauenfeld 160 zusätzliche Parkplätze entstehen. Und zwar für 6,3 Millionen Franken. Kann sich der Kanton ein so teures Projekt in Zeiten der selbstauferlegten Sparsamkeit überhaupt leisten?

CHRISTOF LAMPART

FRAUENFELD. «Kantonsspital Frauenfeld Erschliessung, Eingang Süd, Rettungsdienst» lautet der Titel der Dokumentation zum Objektkredit, welcher das kantonale Departement für Bau und Umwelt (DBU) am 11. September dieses Jahres als Beilage zur Budgetbotschaft 2013 versandte. Im zwölfseitigen Papier führt das DBU die Notwendigkeit von mehr Parkplätzen für das Kantonsspital Frauenfeld an. Geht es nach dem Willen von Kanton und Spital Thurgau AG, so soll der Bau der Parkierungsanlage im Sommer 2013 beginnen.

Teilweise sehr beschwerlich

In der Parkplatzfrage scheint dem Kantonsspital Frauenfeld der eigene medizinische Erfolg zum «Verhängnis» zu werden. Denn bessere und rascher wirkende Behandlungsmethoden und minimalintensive Operationstechniken haben genauso wie der zunehmend steigende Mobilitätsgrad der Bevölkerung dazu geführt, dass die 542 Parkplätze auf dem Spitalareal nicht mehr ausreichten. Die Folge davon: wildes Parkieren in den umliegenden Quartierstrassen; sehr zum Unmut der Nachbarn. Zudem ist nachts die Anbindung des Spitals an den öffentlichen Verkehr ungenügend. Und der Zugang vom heutigen Hauptparkplatz zum Eingang des Spitals ist für Menschen mit einer Behinderung wegen vorhandener Treppen teilweise sehr beschwerlich.

Notwendig oder «nice to have»?

Trotzdem stellt sich die Frage: Ist ein Zugewinn von rund 160 Parkplätzen 6,3 Mio. Franken wert? Zumal der Thurgau bei den zu erwartenden Steuereinnahmen in den nächsten Jahren nicht auf Rosen gebettet sein wird. So rechnet der Kanton im Budget 2013 in der Erfolgsrechnung mit einem Minus von 16 Mio. Franken. Und in der Gesamtrechnung geht die Regierung sogar von einem Fehlbetrag von 74,9 Mio. Franken aus. Bis 2015 soll das Nettovermögen des Kantons aufgebraucht sein. Ist also das Projekt notwendig oder vielleicht doch eher als «nice to have» einzustufen? Denn allein mit der Erstellung von Parkplätzen ist es bei diesem Bauvorhaben nicht getan. Vielmehr muss mit der Inbetriebnahme des dreistöckigen Parkhauses der Haupteingang des Kantonsspital auf die Südseite verlegt werden. Weitere, nicht direkt oder nur indirekt mit dem Parkplatzproblem in Verbindung stehende Projektbereiche wie «Vordach Bus» (470 000 Franken), «Aussensitzplatz Cafeteria» (490 000 Franken), «Einstellhalle Rettungsdienst» (210 0000 Franken) und «Diensträume Coco Rettungsdienst» (104 000 Franken) treiben die Kosten weiter in die Höhe, so dass am Ende – wenn man alle Kosten nur auf die Parkplätze umrechnete – jeder zusätzliche Parkplatz über 39 000 Franken kostete.

Kann sich der Kanton Thurgau dieses Parkplatzprojekt also überhaupt leisten? Für Urs Steppacher, Leiter der Abteilung Gesundheitsbauten beim DBU, stellt sich diese Frage nicht wirklich. Er befürwortet das Projekt «ganz klar», denn «wir haben beim Spital einen enormen Parkplatzmangel. Wir kommen nicht darum herum, etwas zu machen». Zugleich soll aber auch die Anbindung des Spitals an den öffentlichen Verkehr massiv verbessert werden. «Wir haben diesbezüglich schon mit der Stadt Frauenfeld positive Gespräche geführt», so Steppacher.

Tatsache ist, dass heute während der Nachtschicht das Spital oft selbst Busse organisiert, die das Personal vom Arbeitsort zum Bahnhof Frauenfeld hinunterfahren. Und wie lange sollen die 700 Parkplätze reichen? «Sehr lange. Ja, wir gehen sogar davon aus, dass mit der besseren Anbindung noch mehr Mitarbeiter auf den öV umsteigen werden, so dass wir dann sogar die rund 60 Personalparkplätze, die im Osten gegen den Wald hin heute noch bestehen, werden abschaffen können», sagt Steppacher.