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Im Keller kämpften rote Köpfe

Montag, 2. April 2012

Im Schwingkeller des Schwingverbandes Hinterthurgau in Sirnach fanden die kantonalen Clubmeisterschaften statt. Gewonnen wurden diese vom Schwingklub Unterthurgau, vor dem Oberthurgau und dem Hinterthurgau.

CHRISTOF LAMPART

SIRNACH. Den Schlussgang gewann Ernst Bühler, Amriswil, nach zwei Minuten mit Kurzzug platt gegen den Matzinger Tobias Krähenbühl. Die Leistung der Hinterthurgauer entsprach, wie der Pressesprecher des Thurgauer Schwingerverbandes, Hanspeter Krähenbühl, einschätzte, «den Erwartungen, denn die Hinterthurgauer haben schon seit einigen Jahren Mühe, genug gute Aktive zu stellen», so Krähenbühl auf Nachfrage.

Rot wie eine Tomate

Dass echte Männer am Werk sind, merkte man schon beim Betreten der Turnhalle Grünau. Denn die typischen männlichen Ausdünstungen hatten nach knapp einer Stunde, welche die starken Männer da schon in den Armen und Beinen hatten, schon die Kellertreppe hinter sich gelassen und sich im Eingangsbereich verteilt. Testosteron pur.

Unten ging es jedoch auf den ersten Blick gemütlicher zu und her. Gut 50 Offizielle, Teamkollegen, Sponsoren, Gönner oder auch einfach Schwingsportfans «höckleten» gemütlich in der improvisierten Beiz und fachsimpelten, was das Zeug hielt bzw. die aktuellen Zwischenstände aus dem Sägemehl hergaben. Denn nur wenige Schritte vom Restaurationsbetrieb entfernt mühten sich die Kraftsportler in ihren Zwilchhosen auf einer nicht genau bestimmten Wettkampffläche damit ab, den Gegner mittels «Brienzer», «Lätz», «Kurz», «Gammen» oder «Buur» zuerst auf den Rücken und somit in die Niederlage zu befördern. Die Intensität war hoch und die Kämpfer bei einer auf vier Minuten reduzierten Kampfzeit je Gang – normal sind fünf Minuten – echt gefordert. «De hät jetzt scho en rote Chopf», raunte im vierten Gang ein Mann seinem Sitznachbarn zu. Allerdings war für den Laien schwer ersichtlich, wen er damit meinte. Denn zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Paare im Sägemehl – und alle vier Burschen sahen gerade so aus, als würde ihr Kopf, gleich einer reifen, roten Tomate, gleich platzen.

Nicht jeder ein «König»

Auch der Präsident des kantonalen Schwingerverbandes, Walter Lanz, zog nach zwei Dritteln des Wettkampfes, bei Moscht und Schweinswürstli, eine erste «sehr positive» Bilanz. Zum Niveau des Kampfes befragt, nickte er nur vielsagend mit dem Kopf Richtung «Ring». «Das ist schon sehr überzeugend, was die zum Saisonstart zeigen.» Allerdings, schob er gleich nach, überrasche ihn das nicht, denn schliesslich «geht es bei der Kantonalmeisterschaft der Vereine um die Ehre. Da wollen alle ihre eigenen Erwartungen wenn möglich übertreffen und niemand Letzter sein». Das Feld war hochkarätig, auch wenn Spitzenschwinger Stefan Burkhalter (ohne Angabe von Gründen) und Beni Notz (verletzt) fehlten. Doch die bei allen positiv-aggressive Grundeinstellung half an diesem Abend nicht immer, denn es gab auch Kämpfe zu sehen, die schnell entschieden waren, wo die Tagesform zu schwach oder der Gegner zu stark war. Oder im schlimmsten Falle beides zutraf. Da nützte es wenig, wenn der Athlet auf seinem T-Shirt sinngemäss einen Spruch stehen hatte, der ihn scherzhaft als potenziellen «König» auswies. So viel Mut zur öffentlichen «Äusserung» wird unter seinesgleichen selten geschätzt.