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Im Ausland einkaufen ist oft teurer

Freitag, 8. April 2016

Ist es wirklich nur der tiefere Preis, der die Schweizer scharenweise im Ausland einkaufen lässt? Die 19jährige Alexandra Grubenmann wollte es genau wissen und untersuchte den Einkaufstourismus in ihrer Maturaarbeit. CHRISTOF LAMPART

 

WUPPENAU. Alexandra Grubenmann wohnt in Wuppenau und ist nicht das, was man als Einkaufstouristin oder gar als Schnäppchenjägerin bezeichnet. Natürlich geht sie schon mal – vor allem im Sommer – nach Konstanz in den Ausgang und kauft etwas, «wenn mir dann etwas gefällt». Doch die Dinge des alltäglichen Bedarfs besorgt sie sich in der Region Wil, da «ich hier alles kriege, was ich brauche». Ausserdem könne sie als Schülerin, selbst wenn sie denn wollte, nur am Wochenende, also am Samstag, nach Konstanz einkaufen gehen. Und darauf verzichtet die junge Frau gerne, denn «ich habe keine Lust, im Stau zu stecken und mich durch Massen hindurch kämpfen zu müssen».

Diskussion am Familientisch

Umso mehr interessierte sie sich für das Einkaufsverhalten ihrer Freunde, Bekannten und Verwandten – und nahm deshalb in ihrer Maturaarbeit den Einkaufstourismus in der Region Kreuzlingen-Konstanz genauer unter die Lupe. Zumal Wirtschaftsthemen sie seit jeher interessieren. «Mit meinem Vater habe ich schon oft Themen wie die Aufhebung des Euromindestkurses diskutiert», so Alexandra Grubenmann, welche an der Uni St. Gallen studieren möchte.

Der «Hausmarken»-Effekt

In ihrer Arbeit zeigt sie deutlich auf, dass für viele die geringeren Preise, die Mehrwertsteuer-Rückerstattung und das Ausgangserlebnis an sich sehr zentrale Kriterien sind, wenn es zu begründen gilt, warum viele bevorzugt «ennet der Grenze» einkaufen.

Überrascht war Alexandra Grubenmann jedoch von einem anderen Aspekt: «Viele meiner Freundinnen sagten mir, dass bestimmte Produkte, wie Kosmetik-Hausmarken, nur in Deutschland erhältlich sind.»

Um die Existenz bangen

Interessant ist auch, dass die Winterthurer ein ganz anderes Konsumverhalten an den Tag legen als die Wiler und Kreuzlinger. Über 75 Prozent aller «Wiler» fahren regelmässig nach Konstanz, die Winterthurer kaum. «Die Winterthurer kaufen nach der Arbeit ein, die Wiler und Kreuzlinger an ihrem freien Tag; also bevorzugt am Samstag.» Die Maturandin erklärt sich dies damit, dass «in Winterthur alles vorhanden ist und man deswegen nicht weit reisen muss».

Generell erstaunte es sie, dass fast niemand, der nach Konstanz fährt, eine Vollkostenrechnung mit Benzin, Fahrtkosten und Zeitaufwand aufmacht. «Wer dies täte, würde sehen, dass ihn manches teurer zu stehen kommt als der Einkauf zu Hause.» Alexandra Grubenmann verhehlt nicht, dass sie den Einkaufstourismus fürs hiesige Gewerbe als schädlich erachtet. Während Migros und Coop Einbussen durch Nachverhandlungen mit Importeuren und gezielten Rabatten wieder wettmachen können, müssen viele kleine Läden um ihre Existenz bangen. Es wäre deshalb für Alexandra Grubenmann ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man nicht mehr für jeden Einkauf die Mehrwertsteuer zurückverlangen könnte. «Es wäre gut, wenn man erst ab 50 Euro das Geld retour verlangen könnte. Das würde die Schweizer Gewerbler schützen, die Nerven der Konstanzer Geschäftsinhaber schonen, die Staus auf den Strassen und in den Läden vermindern und für alle eine bessere Situation herbeiführen.»