Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Hier rechnet sich Kunst wirklich

Dienstag, 14. Januar 2014

STETTFURT. Wer erst an die Abendkasse kommt und noch ein Billett für die jeweilige Vorstellung ergattert, der hat beim Stettfurter Kultur-Keller grosses Glück. Denn die Vorstellungen sind fast immer in Windeseile ausverkauft.

CHRISTOF LAMPART

Über den Spruch, dass sich Kunst nicht rechne, kann Ueli Gubler nur lachen. Der ehemalige Stettfurter Gemeindeammann (1995 bis 2007) gehört seit der ersten Kultur-Keller-Spielzeit 2005/2006 dessen Vorstand, der aus fünf Mitgliedern besteht, an. «Wir sind ein tolles Team, das an einem Strick zieht und sich für die Sache begeistert. Ich denke, dass das die Grundlage dafür ist, dass der Kultur-Keller so gut läuft», sagt Gubler.

Der Kultur-Keller ist kein eigener Verein, sondern eine Unterabteilung des Stettfurter Gemeindevereins – und doch unabhängig. «Wir gestalten das Programm in Eigenregie und führen auch unsere eigene Kasse. Über beides legen wir an der Versammlung des Gemeindevereins Rechnung ab – und das war es auch schon», sagt Gubler.

Sanierung ist fast gescheitert

Mittlerweile ist der Kultur-Keller nicht nur kulturell, sondern auch finanziell eine Erfolgsgeschichte. Doch es hätte nicht viel gefehlt und nicht einmal das erste Kapital dazu hätte geschrieben werden können. Denn als es an einer Gemeindeversammlung in den Nuller-Jahren darum ging, ob man den alten Gewölbekeller für 140 000 Franken sanieren sollte, «waren auf einmal Menschen zu sehen, die zuvor noch nie an einer Gemeindeversammlung waren», erinnert sich Gubler, der damals Gemeindeammann war. Das Geschäft, von dem man annahm, es sei eine reine Formsache, kam mit einem knappen Mehr von zwei Stimmen durch.

Dem kollektiven Aufatmen folgte die Sanierung des Gemäuers. Wer heute einen Augenschein nimmt, sieht ein schmuckes Kleinod, das mit 60 bis 70 Plätzen zwar nicht allzu vielen Kunstinteressierten Platz bietet, wohl aber ein tolles Ambiente. Was allerdings nicht verwunderlich ist, denn Stettfurt war früher, als die Klöster Fischingen und Magdenau bei Flawil noch hier über Rebberge verfügten, ein typisches Weindorf. Und in einem Weindorf, in dem gekeltert wird, hat es auch Weinkeller. Und ein solcher ist auch der Kultur-Keller. Diese Vergangenheit bringt jedoch nicht nur ein gehöriges Mass an Stimmung, sondern ein bis heute noch nicht wirklich gelöstes Problem mit sich: Die Wände sind stets ein wenig feucht. Im Zuge der Renovierung wurde zwar das eine oder andere gemacht, aber «so ganz zufrieden sind wir bis heute nicht damit», gesteht Gubler.

Vielfältige Einnahmequellen

Mehr als zufrieden kann der Kultur-Keller jedoch bezüglich der Finanzen sein. Da, wo andere Kleinkunstveranstalter am Ende der Saison oft eine rote Zahl in der Bilanz haben, warten die Stettfurter regelmässig mit schwarzen Zahlen auf. Ein Grund dafür ist zum einen sicherlich Verhandlungsgeschick, vor allem aber auch die Verwurzelung des Kultur-Kellers im Dorf. Wie ist es sonst zu erklären, dass gut 40 der 60 Tickets durch Gönner reserviert sind? Gönner, das sind Kunstinteressierte, die für die sechs Vorstellungen ein Saisonabo für 180 Franken lösen und noch freiwillig einen kleinen Obolus hinzubezahlen. Doch das ist nicht alles. Zum einen können Gelder vom Kulturpool Frauenfeld beansprucht werden und zum anderen gelingt es dem Kultur-Keller-Team Jahr für Jahr, jede Vorstellung durch einen oder mehrere Sponsoren mitfinanzieren zu lassen.

Auch müssen die Stettfurter Kleinkunstfreunde keine Raummiete zahlen, ist doch der Gewölbekeller im Gemeindehaus untergebracht – und die verlangt nichts. Und fünftens kommen die Einnahmen aus der Kultur-Keller-Bar hinzu, die vor und nach den Vorstellungen in Betrieb ist. Die gemeinsame Tranksame nach dem Theater ist auch deshalb beliebt, weil sich die Kunstschaffenden oft unter die Leute mischen und mit diesen über alles Mögliche plaudern.