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Gleich lange Spiesse gefordert

Montag, 14. Mai 2012

Der Verband der Ostschweizer Tankstellenbetreiber will aktiv gegen das thurgauische Verkaufsverbot für Tankstellenshops an hohen Feiertagen vorgehen.

CHRISTOF LAMPART

STEIN AM RHEIN. An ihrer Generalversammlung auf Burg Hohenklingen oberhalb von Stein am Rhein liessen die Tankstellenbetreiber der Ostschweiz (VTSO) angriffige Töne vernehmen. VTSO-Präsident Markus Frei erklärte, dass der Verband, falls es nicht zu einer nationalen Lösung kommen sollte, alles dafür tun werde, um das «ungerechte» Verkaufsverbot im Thurgau an Sonntagen zu kippen.

Gleiches Recht für alle

Mit moderaten Öffnungszeiten an Sonntagen und an hohen christlichen Feiertagen sei allen Seiten gedient: den Shopbetreibern, den Kunden – und schliesslich auch der Umwelt. Denn das Argument der Gegner, das zusätzliche Autofahrten die Umwelt belasteten, verfange nicht – im Gegenteil: «Heute fahren die Leute noch weiter – zum Beispiel vom Thurgau in den Kanton St. Gallen, weil sie an Ostern noch dringend etwas einkaufen müssen», erklärte Frei. Er sei sich bewusst, dass die Kirche und christlich geprägte Parteien, aber auch gewisse Detailhändler gegen eine Liberalisierung seien. Doch es gehe nicht an, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft mit ungleichen Spiessen gemessen werde. Denn während Tankstellenshops im Thurgau an Ostern und Weihnachten schliessen müssen, können zeitgleich Avec-Shops auf SBB-Geländen offen halten. Deshalb wolle man sich in der Politik und in der Öffentlichkeit verstärkt Gehör verschaffen. So wird die Schaffung eines nationalen Verbands der Tankstellenbetreiber abgeklärt und auch die Zusammenarbeit mit liberal gesinnten Wirtschaftsorganisationen angestrebt.

Entwicklung in Bern abwarten

Der Geschäftsführer des Thurgauer Gewerbeverbandes, Heinz Wendel, nutzte die Gelegenheit, um dem VTSO in seinem Kampf «volle Unterstützung» zuzusichern. Wenn man schlau vorgehe, dann könne man diesem ausgewiesenen Kundenbedürfnis politisch zum Durchbruch verhelfen. «Die Kirche hat zwar im Thurgau noch viel Macht, aber die Zeiten ändern sich», so Wendel angriffig. Vorderhand wäre es aber schlau, wenn man zuerst die Entwicklungen in Bern – der Nationalrat sprach sich vor gut einer Woche für eine weitere Liberalisierung der Tankstellenshop-Öffnungszeiten aus – abwartete. Fruchteten diese nicht, dann «müssen wir halt im Thurgau anpacken».