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Für Schwalben baggern und sparen

Freitag, 4. März 2011

Was braucht es, um vernachlässigte Firmengelände wieder in ökologische Vorzeigeflächen zurück zu verwandeln? Die Antwort: nicht allzu viel. Und vor allem lohnt es sich für die Firmen.

CHRISTOF LAMPART

Es ist noch gar nicht so lange her, das dachten viele Unternehmer beim Begriff „mehr Natur im Betrieb“ gleich an „mehr Kosten für das Unternehmen“. Das es auch anders geht, zeigten am Mittwochabend vier Referenten, welche von der CVP des Bezirks Weinfelden zur diesjährigen „Thurgauerhoftagung“ eingeladen worden waren, um über Aspekte des Themas „Natur und Lebensraum in Gärten und Gewerbezonen zurückerobern?“ zu sprechen.

Raum für bedrohte Arten

Zuvor machte jedoch Simone Curau-Aepli, welche als Moderatorin durch den Abend führte, deutlich, dass es der Politik nicht egal sein könne, ob sich der Lebensraum des Menschen verschlechtere oder verbessere. Da gerade die Raumplanung ein „Querschnittthema“ sei, könne man die Umweltgestaltung nicht nur von einer Seite, sondern müsse sie von mehreren angehen.

Peter Richard, Naturgartenspezialist und  Stiftungsrat von „Natur und Wirtschaft“, erläuterte den Sinn dieser Stiftung. „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, 1000 Firmenareale für ihre naturnahe Begrünung zu zertifizieren.“ Zwölf Jahre später sind 330 Firmen dieser Aufforderung gefolgt. Doch was haben Firmen von einem solchen Engagement? „Ein grüne Umgebung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden“, so Richard. Bis jetzt hat die Stiftung 20 Millionen Quadratmeter naturnahes Gelände zertifiziert und  dabei durchschnittlich 500 bis 900 Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat gegeben.

Weniger Geld, mehr Natur

Auch für die „Migros“ sei ein nachhaltiges Naturengagement nicht primär eine Imagefrage, sondern ein „echtes Anliegen“, so der Leiter Ökologie des Migros-Genossenschafts-Bund, Dieter Bürgi. Dabei pflanze man nicht nur Bäume, Blumen- und Magerwiesenum die biologische Vielfalt zu fördern, sondern schaue bei Gebäudesanierungen, dass diese nach neuestem energetischen Erkenntnissen durchgeführt werden. „Davon profitiert langfristig auch das Unternehmen finanziell ganz erheblich, so dass wir am Ende mehr Natur für weniger Geld haben“, so Bürgi.

Noch einen Schritt näher an der Natur ist Jacques Grob bei der täglichen Arbeit als Verwaltungsrats-Präsident der „Grob Kies AG“ aus Lichtensteig. Er betonte, dass man durch die gute Tat – indem man beispielsweise Bruthöhlen für Uferschwalben jedes Jahr neu anlegt, da die Uferschwalben nie ein zweites Mal in der gleichen Bruthöhle nisten – nicht nur mit geringen Aufwand einen ökologischen Mehrwert erreiche, sondern als Unternehmen viel Geld spare.

Nicht alles aufräumen

Nicht schaden würde vielen Hausgärten hierzulande eine gewisse „Unaufgeräumtheit“. Dieser Meinung ist  Bio-Gärtner Markus Neubauer aus Erlen. Wer für eine intakte Natur sorge wolle, müsse schauen, dass man den Garten im Herbst nicht leer fege. „Wer alle Blätter weg wischt und den Garten picobello säubert, der entsorgt auch rund zwei Drittel aller Nützlinge, so dass im Frühling Schädlinge wie beispielsweise Blattläuse, in ihrer Entwicklungen einen grossen Vorsprung gegenüber den Nützlingen haben“, gab Neubauer zu bedenken.