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Feldversuch in vier Pflanzinseln

Mittwoch, 15. Mai 2013

WIL. Wäre ihre Pflanzaktion so erfolgreich gewesen wie ihre Matura-Arbeit, Beatrice Manser hätte am Ende ihres Projekts eine volle Blumenwiese vorgefunden. Doch auch so zeigt sich die angehende Biologiestudentin «sehr zufrieden».

CHRISTOF LAMPART

Die Natur hat es Beatrice Manser schon immer angetan. Was aber eigentlich nicht gross überrascht, betreiben doch ihre Eltern als Pächter einen landwirtschaftlichen Betrieb in Flawil. Dieses im wahrsten Sinn des Wortes natürliche Verständnis für die einheimische Fauna und Flora führte bei der jungen Frau dazu, dass sie sich immer mehr mit komplexen ökologischen Zusammenhängen beschäftigte. Wen wundert's, dass sie demnächst in Zürich ein Biologiestudium aufnehmen wird? Das Ziel ihrer Matura-Arbeit war es, eine extensiv genutzte, magere Wiese nachhaltig mit einheimischen Wildblumen zu bepflanzen. Also so, dass die Wiese einen guten Lebensraum für Sommervögel, Insekten und Spinnentiere bietet und somit eine grosse Artenvielfalt umfassen kann.

Sechs Pflanzen notwendig

Der Grenzwert, der über Erfolg oder Misserfolg der Anpflanzungsmethode «entschied», lag beim Vorhandensein von mindestens sechs sogenannten Indikatorpflanzen. Das sieht auf den ersten Blick zwar nach viel aus, relativiert sich jedoch, wenn man weiss, dass in der speziellen Samenmischung, die Beatrice Manser verwendete, rund 50 verschiedene Blumen und Gräser vorhanden sind. Weitere Bewertungskriterien bildeten der körperliche Einsatz und die benötigte Zeitdauer. Die Feldversuche wurden auf jeweils vier Quadratmeter grossen Versuchsinseln durchgeführt, die von der Maturandin den ganzen Frühling und Sommer hindurch gehegt, gepflegt und beobachtet wurden. Unterstützt bei den Versuchsanordnungen wurde Beatrice Manser durch den Flawiler Ingenieur-Agronom Albert Egger. «Er hat ein grosses Fachwissen und konnte mir viele wertvolle Tips für die Umsetzung geben», schwärmt Beatrice Manser noch heute von der Zusammenarbeit.

Vor dem Hagel gerettet

Um erfolgreich zu sein, versuchte sich die Flawilerin an vier Bepflanzungsarten. Dabei entpuppte sich die schnellste Methode – das einfache Verstreuen von Saatgut, ohne das Erdreich vorgängig aufzulockern – als die ineffizienteste. «Da ist nichts gekommen. Wahrscheinlich hat der Wind alles verweht oder die Vögel haben das Saatgut gefressen», sagt die junge Frau. «Gewonnen» hatte im Spätherbst jedoch nicht die Wiese mit den meisten Blumen, denn die Methode, wonach die Pflanzen in Töpfen grossgezogen und danach ausgesetzt werden, erwies sich als sehr arbeitsintensiv. Das gipfelte sogar darin, dass Beatrice Manser mal während eines Hagelschauers die Töpfe schnell ins Hausinnere holte. «Schliesslich hatte ich schon so viel Arbeit mit den Blumen, da wollte ich nicht riskieren, dass die ganze Arbeit umsonst war», lacht sie. Somit stand am Ende eine Wiese auf Rang eins, die zwar «etwas weniger Blumen hatte, aber viel weniger Arbeit» verursachte. «Einfach umgraben ist das Beste, dann kommen die Pflanzen schon. Die Topfpflege ist hingegen ein Luxus, den sich wohl kein Landwirt leisten können wird», resümiert die fröhliche Forschernatur.

Sensibler Wiesensalbei

Schliesslich war das Ansinnen der Maturandin praktischer Art. Sie wollte keine optimierte Bio-Wiese kreieren, sondern «nur» herausfinden, was es braucht, damit eine Wiese einem Landwirtschaftsbetrieb als ökologische Ausgleichsfläche angerechnet wird. Dennoch gibt es anscheinend Pflanzen, die einer intensiveren Betreuung bedürfen. «Der Wiesensalbei ist nur in den Töpfen gekommen, auf den anderen Versuchsinseln nicht. Durch das Umgraben habe ich Pflanzen wie Feigenwurz, Wiesenknopf, Zaunwicke, Leimkraut, Ehrenpreis und Gelbklee erhalten», sagt Beatrice Manser. Auch wenn die Matura-Arbeit mittlerweile abgegeben wurde – fertig ist die Flawilerin mit ihren Versuchsinseln noch lange nicht. «Ich werde sie auch in den nächsten Jahren ganz sicher im Auge behalten und verfolgen, wie sie sich entwickeln.»