Aktuell

<  zurück zur Übersicht

Fast wie ein Vogel in der Luft

Mittwoch, 25. April 2012

Ab dem 27. April findet auf dem Flugplatz Amlikon die Junioren-Schweizer-Meisterschaft im Segelflug statt. TZ-Journalist Christof Lampart kostete das Gefühl des schwerelosen Schwebens über dem Thurtal aus.

AMLIKON. Im Vorfeld des angekündigten Fluges erklärt Petra Schlauri dem Passagier alle Abläufe detailliert. Die 28-Jährige ist seit bald zehn Jahren Mitglied der in Amlikon beheimateten Segelfluggruppe Cumulus, doch heimisch fühlt sich die Winterthurerin hier schon viel länger. «Meine Grosseltern wohnen in Amlikon. Ich bin früher mit ihnen öfters dem Thurufer entlang gelaufen», sagt sie, während sie den Journalisten über das Gelände lotst.

Unfreiwillig gewassert

Vom verhältnismässig schmalen, aber zumindest für den Laien sehr langen Grasstreifen, welcher Abflug- und Landebahn in einem ist, geht es gut einen Kilometer per pedes Richtung Winde. Ab und an landet ein Flieger lautlos auf der Grasnarbe, wobei er nur verhältnismässig knapp die Thur überfliegt, die unmittelbar an die Piste angrenzt.

Früher sei es schon mal vorgekommen, dass ein unvorsichtiger Pilot unfreiwillig wasserte – doch das ist lange her und seit sie fliege, sei so etwas noch nie passiert, plaudert Petra.
Auf dem Acker gelandetWas eher mal vorkommt, aber kein Notfall bedeutet, ist, dass ein Pilot das Wetter falsch einschätzt und auf einem Acker anstelle des heimischen Flugplatzes landen muss. An diesem Tag sind die thermischen Verhältnisse gut, aber nicht ideal. Dennoch wird Petra Schlauri am Nachmittag noch mit einem Fluglehrer an ihrer Seite in die Luft steigen.

Aufzug mit der Winde

«Das ist zwar nicht vorgeschrieben, ist aber jedem zu empfehlen, wenn man nach der langen Winterpause erstmals wieder ins Cockpit steigt», erklärt Petra. Mittlerweile ist die Winde erreicht. An dieser sitzt Benedikt und schaut, dass alle Segelflieger wie gewünscht in die Luft katapultiert werden. Sechs Seile zu 1000 Meter Länge sorgen dafür, dass die in Position gebrachten Segelflieger einer nach dem anderen rasch in die Luft steigen. Ab einer gewissen Höhe und einem entsprechenden Winkel löst sich dann der Haken von selbst und das Seil fällt zur Erde.
Momentan ist es auf dem Flugplatz eher ruhig und somit überhaupt kein Vergleich mit den bevorstehenden Meisterschaften. «Dann wird hier sehr viel los sein», mutmasst auch Benedikt, der an diesem Nachmittag genügend Zeit hat, um zwischendurch die Zeitung zu lesen.

Minuten später ist der Journalist selbst in der Luft. Der Himmel ist blau und alles um einen herum ist ruhig. Dass man nicht schwerelos durch die Lüfte gleitet, merkt man nur am gelegentlichen Ruckeln, lässt doch die Thermik an diesem Tag – zumindest aus der Sicht der Segelsportflieger – zu wünschen übrig.

Schöne Aussicht

Auch ein erfahrener Pilot müht sich da ab, um mit der ASK 21 engkreisend Höhe zu gewinnen. Doch was für den Könner mühselig ist, ist für den Laien Genuss pur. Zwar dürfte das ständige Ziehen enger Kreise durchaus dazu geeignet sein, um sensible und volle Mägen einem ernsthaften Stresstest zu unterziehen, aber die phänomenale Aussicht über das Thurtal und der Blick in den blauen Himmel durchs Plexiglasdach, entschädigt einen vollauf.

Auf jeden Fall ein Erlebnis

Ob die über 40 Segelflugsport-Cracks, die zwischen dem 27. April und dem 1. Mai in Amlikon erwartet werden, dies auch so unbeschwert geniessen werden, darf bezweifelt werden. Ein Erlebnis ist ein solcher Flug in absoluter Ruhe aber auf jeden Fall.
Wie ein Vogel zu fliegen, mit diesem Gefühl lässt sich ein solcher Flug wohl am besten beschreiben.