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Es geht auch ohne Fahnenmarsch

Freitag, 17. Juli 2015

Der Auftritt des Spiels Heer Ost, eine Big Band der Schweizer Armee, war als Platzkonzert angekündigt. Mit über 250 Zuhörern wurde aus dem Gastspiel vor dem Aadorfer Gemeindezentrum ein regelrechtes Dorfereignis. CHRISTOF LAMPART

AADORF. Leichtes Tenue, kein Schweizerpsalm zu Beginn und eindeutig mehr Ferienflair als Kasernendrill – diese Atmosphäre versprühte die 18köpfige Big-Band-Formation auch am Dienstagabend. Da auch das Wetter stimmte, sowohl die Band im Pavillon als auch der Grossteil des Publikums unter Sonnenschirmen im kühlenden Schatten sassen, stand einem schmissigen Konzerterlebnis nichts mehr im Wege. Fehlte nur noch, dass die Musikanten Hawaii-Hemden getragen hätten. Doch so weit, nein, so weit ist die Schweizer Armee auch beim lockeren Big-Band-Verband noch nicht.

Herzschmerz in Uniform

Unter der musikalischen Leitung von Roman Wüthrich liess die Big Band wenige Wünsche offen. Ein Swing-Standard wie Benny Goodmans «Stompin at the Savoy», welcher den musikalischen Auftakt darstellte, bereicherte das Programm ebenso wie der im Original durchs Count Basie Orchestra bekannt gewordene und in den verschiedenen Registern so herrlich schräg daherkommende «Blues in Frankie's Flat». Dass sich die Männer aber auch auf Herzschmerz-Melodien verstehen, zeigten sie in Phil Collins «Against all Odds», bei der Tenorsaxophonist Dave Wegmann nicht nur solo spielte, sondern auch einen ganz eigenen Auftritt hatte, schritt er doch, von hinten kommenden, das Publikum ab und auf die Bühne zu.

Heisses Trinkwasser

Einer der wohl berühmtesten Bossa Nova, «Agua de Beber», ein Meisterstück Antônio Carlos Jobims, sorgte für brasilianisches Flair; etwas zu trinken – «Agua de Beber» bedeutet «Trinkwasser» – hätten sich wohl angesichts der sommerlichen Temperaturen auch viele Zuhörer gewünscht. Den Konzertbesuchern dürfte vor allem die Version von Frank Sinatra bekannt gewesen sein, mit der er einst Erfolge feierte. Einen Sprung nahe an die musikalische Gegenwart wagte dann auch Roman Wüthrich, als er die Big Band kurz sich selbst überliess, selbst zum Mikrophon griff und den Song «Wonderwall» der Brit Band Oasis zum Besten gab.