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Ein wohl unvergessliches Doppeljubiläum gefeiert

Sonntag, 19. Juni 2011

Mit einem in allen Belangen begeisternden Jubiläumskonzert beging das Jugendorchester Wil am Samstag im Wiler Stadtsaal seinen 30. Geburtstag und das 30-jährige Dienstjubiläum seines Gründer, Martin Baur.

CHRISTOF LAMPART

Am Ende waren sich – Organisatoren, Musizierende und Publikum – wohl einig: es war von A(péro) bis Z(nacht) ein gelungener Abend gewesen. Doch das war nicht primär der kulinarischen Versorgung – welche übrigens auch erstklassig war -, geschuldet, sondern weil dieser Abend weit mehr als „nur“ gelungenes, vierteiliges Konzertprogramm bot.

Festliches Ganzes, berührende Details

Tatsächlich war den Mitgliedern des organisieren „Förderverein Jugendorchester Wil“ ihr grosses Engagement bis zum Schluss anzumerken. Dieser Abend musste einfach gelingen, das Publikum überzeugen und mitreissen. Und das tat er dann auch wirklich – und zwar ohne Wenn und Aber. Woran man das merkte, bzw. sah? Nun, zum einen hatte sich die Organisatoren ein abwechslungsreiches Konzertprogramm einfallen lassen. Klar, das machen gewiss auch andere Musikvereine. Doch das Jugendorchester Wil bewies während den gut drei Stunden nicht nur einen Sinn für einen ebenso festlichen wie pragmatischen Auftritt (ja, ja, das schliesst sich nicht aus!), sondern offenbarte auch ein Auge für liebevolle Details. So waren beispielsweise vor der Bühne elf verschiedenfarbige Violoncellokasten aufgereiht; was wohl als Symbol dafür gedacht war, wie farbenfroh und vielseitig Martin Baur nicht nur als Dirigent und Nachwuchsförderer, sondern auch als Cellist ist. Da das Publikum meistens aus „Kennern der Szene“ bestand, dürfte es diese subtile Anspielung verstanden haben.

Aus Martins wilder Jugendzeit

Höhepunkt des Abends war die Vorstellung des eigens für Martin Baur komponierte Stück „It’s a long way“ von Daniel-Pierre Zwick, welches Baurs musikalischen Werdegang – von den ersten Anfängen, über die wilde Studentenzeit bis hin zur grossen Liebe (das Jugendorchester) - dem Auditorium für die Augen führte, wobei Cellisten unterschiedlichsten Alters gelungen in die Rolle das Martin Baurs schlüpften. Gerade dieser Block, welcher zuvor mit Rossinis „Wilhelm Tell“-Ouvertüre begonnen hat, war klanglich besonders eindrucksvoll, versammelten sich doch dafür über 90 jetzige und ehemalige Jugendorchestermitglieder auf der Bühne, so dass auf dieser ein regelrechtes Gedränge herrschte.

Teamfähigkeit und Abwaschen

Wunderschön war auch der Auftritt der Sopranisten Monika Mutter („Exultate, jubilate“) – auch sie ein ehemaliges Jugendorchestermitglied. Dass Martin Baur jedoch vor allem die Förderung des Nachwuchses ein Anliegen ist, zeigte sich auch daran, dass an diesem besonderen Abend zuerst das Lagerorchester, danach das ambitionierte Ensemble plus auftraten. Für Laudator Walter Engelhard war klar, dass Martin Baur ein „Phänomen“ sei, das  „30 Jahre Musikgeschichte“ geschrieben habe. Denn Baur habe in dieser Zeit Hunderten von jungen Menschen zu einer „lebenslangen Musiktherapie“ verholfen.  Nebst den vielen Konzerten seien auch die jährlichen Musiklager fürs ganze Orchester immer wieder Ansporn gewesen – und für Baur Gelegenheit seine Doppelbegabung als Musiker und Pädagoge wiederholt unter Beweis zu stellen. „Bei ihm“, so führte Engelhard humorvoll aus, „haben die Mädchen und Buben nicht nur Sachen wie Teamfähigkeit, Sozialkompetenz und gegenseitige Akzeptanz gelernt, sondern auch Kochen und Abwaschen.“