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Ein populärer Anlass für die Popularmusik

Dienstag, 21. Februar 2012

Über 220 Frauen und Männer strömten am Sonntagnachmittag ins evangelische Kirchgemeindehaus Kreuzlingen, um sich singend im Rahmen des ersten Thurgauer Singtages ganz der kirchlichen Popularmusik hinzugeben.

CHRISTOF LAMPART

Schon Minuten, bevor das erste Lied angestimmt wurde, war die Stimmung prächtig. Ob beim geselligen Kaffee im Foyer oder nach dem ersten Blick ins Liederheft, das an alle Eintretenden verteilt wurde – überall war die Vorfreude auf das, was gleich kommen würde, sozusagen mit den Händen greifbar.

Bührer: „Geglücktes Erlebnis“

„Ich freue mich schon darauf, etwas Neues zu lernen“, erklärte beispielsweise ein nicht genannt sein wollender Sänger aus Altnau, und fügte verschmitzt hinzu, „auch wenn ich wahrscheinlich der schlechteste Sänger in unserem Kirchenchor bin.“ Es war wohl genau die Mischung aus freudiger Erwartung und innerlicher Gelassenheit, die sich im Nu auf die rund 220 Sängerinnen und Sänger übertrug und den ersten Thurgauer Singtag zu einem „wirklich rundum geglückten Erlebnis“ werden liess, wie der Kirchenratspräsident der Evangelischen Landeskirche Thurgau, Wilfried Bührer, am Ende beglückt zusammenfasste. Geht es nach Bührer, so soll der erste nicht zugleich auch der letzte Singtag der evangelischen Landeskirche im Thurgau gewesen sein. „Ich habe den Singtag als ein sehr belebendes Element empfunden und denke schon, dass wir diesen im 2013 wiederholen könnten“.

Viele ältere Sänger

Auffallend war, dass, obwohl der Fokus dieses Singtages vor allem auf populären, zeitgenössischen geistlichen Liedern lag, sehr viele ältere Menschen kamen. Der Leiter der Projekts Popularmusik, der Musiker Oliver Wendel, führte dies darauf zurück, dass „wahrscheinlich jene, die bereits diese populäre Musik in ihren Gemeinden einsetzen, heute gar nicht gekommen sind.“ Hingegen seien „wohl viele heute hier, die im Grunde genommen, den modernen Kirchenliedern gegenüber aufgeschlossen sind, wohl aber zum Start einen offiziellen Rahmen einfach gebraucht haben“, ,mutmasste Wendel.

Spirituelle Dimension vertieft

Während in einem ersten Teil die insgesamt zwölf Lieder wie in einer Art Chorprobe abgehandelt wurden, war der zweite einem Gottesdienst gewidmet, in dem die Bedeutung der Lieder auch im gesprochenen Wort erfahren werden konnte. Da war es auch ganz praktisch, dass auf den ersten beiden Seiten des 19-seitigen Liederheftes Kurzkommentare zu den einzelnen Liedern abgedruckt waren, konnte doch somit die spirituelle Dimension des soeben Erlebten spürbar vertieft werden. Zudem dürften diese gedruckten Worte es den 220 Sängerinnen und Sängern in ihrem Alltag erleichtern, als Multiplikatoren für die Verbreitung der kirchlichen Popularmusik in ihren Kirchgemeinden zu wirken. Die Lieder wirkten selber modern, hatten viel Schwung und auch den einen oder anderen „Gospel“ hörbar zum Vorbild, ohne dabei jedoch allzu „poppig“ zu sein. Was auch auffiel, waren die zeitgemässen Texte, in denen teilweise – wie zum Beispiel im Lied „Geh!“ - bewusst mit Wörtern gespielt wurde; in diesem Fall wurde das oft als launischer "Rausschmiss" empfundene „Geh, aber geh mit Gott!“, elegant und positiv umgedeutet.