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„Diese Diskriminierung gehört abgeschafft“

Freitag, 27. Mai 2011

Den Schreinern geht es zurzeit wirtschaftlich gut. Doch nun wollen sie mehr – nämlich einen vereinfachten Zugang an die pädagogischen Hochschulen für jene Berufsleute, welche die Berufsmaturität im Sack haben.

CHRISTOF LAMPART

War es Zufall oder vielleicht auch nicht? Tatsache ist, dass der Präsident der Verband Schreiner Thurgau VSSM, Hanspeter Meier, mit diesem Anliegen beim Präsidenten des Thurgauer Gewerbeverbandes, Peter Schütz, welcher der Delegiertenversammlung der Schreiner am Donnerstagabend im „Thurgauerhof“ beiwohnte,  offene Türen einrannte. 

Wichtiger Praxisbezug betont

Hatte doch Peter Schütz in seiner Eigenschaft als FDP-Kantonsrat erst vor kurzem  eine Parlamentarische Initiative eingebracht, die genau das forderte.  Es gehe nicht an, so Meier, dass, wer heute eine Berufsmatura habe  und an die kantonale Pädagogische Hochschule (PHTG) wolle,  eine Abklärung über sich ergehen lassen und einen Äquivalenznachweis zur Fachmaturität im Berufsfeld Pädagogik erbringen müsse. Wer hingegen eine gymnasiale Matura hat, werde an die PHTG ohne weiteres zugelassen. „Diese Diskriminierung ist nicht in Ordnung und gehört abgeschafft“, so Meier. Dadurch könne der fortschreitenden Akademisierung des Lehrberufes entgegen getreten werden. Zugleich würde mit dieser anvisierten Gleichstellung Anreize für die Ausbildung von Lehrpersonen mit wichtigem Praxisbezug geschaffen. Schütz fügte ergänzend hinzu, dass solche Personen in der Regel länger dem Lehrberuf erhalten blieben als jene, die über den gymnasialen Weg Lehrer geworden seien.  Mit diesem längst fälligen Schritt werde das duale Berufsbildungssystem gestärkt und die Berufsmatura aufgewertet, erklärten Meier und Schütz unisono.  

„Mangel an Arbeitskräften“

Über das Geschäftsjahr 2010 konnten sich die Schreiner nicht beklagen, legte doch die Bautätigkeit im Thurgau weiter zu. Anfangs Oktober gab sogar jede zweite befragte Thurgauer Baufirma an, einen Mangel an Arbeitskräften in der Produktion zu verzeichnen. Generell, so Meier , werde von den Schreinern überwiegend die Geschäftslage als gut bezeichnet. „Die Bautätigkeit hat sich im ersten Quartal 2011 sowohl im Bauhaupt- als auch im Ausbaugewerbe intensiviert.  Im Ausbaugewerbe wird ein Mangel an Arbeitskräften sogar derzeit als grösstes Produktionshemmnis bezeichnet“, so Meier. Auch sei der Auftragsbestand im  April „deutlich besser“ als noch im Januar 2011 bezeichnet worden.

Auch beim Berufsnachwuchs kennt der Verband Schreiner Thurgau VSSM keine Nachwuchssorgen. Momentan befinden sich 61 junge Frauen und Männer im ersten, 64 im zweiten und 53 im dritten Lehrjahr. Zur Lehrabschlussprüfung 2011 treten 53 Lernende und 21 Praktiker an.  Im 2010 bestanden von 62 angetretenen Schreinerlernenden  und 11 Schreinerpraktiker insgesamt 68 Personen ihre Ausbildungszeit erfolgreich.