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Die Versprechen sind noch warm

Donnerstag, 9. März 2017

ÖKOLOGIE ⋅ 2015 sammelte Natalie Milsom mit ihrer Klasse aus dem Kirchplatz-Schulhaus über 100 «Energieversprechen» von Prominenten. Doch wie nachhaltig leben diese noch heute ihre Versprechen von damals?

Christof Lampart

Nachdem sich die Dritt- und Viertklässler im Unterricht vertieft mit Fragen rund ums Thema Energie und Umwelt auseinandergesetzt hatten, notierten sie ihre eigenen Energieversprechen wie «Ich nehme die Treppe statt den Lift», «Ich schalte immer das Licht aus, wenn ich den Raum verlasse» oder «Ich sammle Plastik». Dazu malten sie Bilder, welche ihre Versprechen stimmungsvoll illustrierten. Doch das sollte es noch lange nicht gewesen sein. Vielmehr entdeckten die jungen «Klimapioniere» das Thema Energie auf einmal für sich selbst und stellten sich die Frage, wie wohl Prominente sich konkret mit Umweltfragen beschäftigen. Und so setzten Sie sich hin und schrieben vielen Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Prominenz Briefe, mit der Bitte, diese zu retournieren, nachdem sie diese mit einem Foto von sich und einem oder mehreren persönlichen Energieversprechen versehen hatten. Viele Prominente kamen damals dieser Bitte gerne nach. Doch was tun diese Personen in Sachen Energiesparen und Recycling heute?

Kleider verschenken statt wegwerfen

Für den internationalen Spitzenturner Pablo Brägger aus Oberbüren hat sich nichts geändert: «Ich mache nach wie vor das, was ich damals versprochen habe. Ich nutze, wann immer es mir möglich ist, den ÖV und bringe meine Kleider, wenn der Kleiderschrank wieder einmal voll ist, in die ­Kleidersammlung.» Dass man «kunstturnerspezifisch» viel Strom sparen kann, glaubt er ­jedoch nicht: «Wenn wir in der Halle trainieren, braucht es eine gewisse Wärme und halt auch genügend Licht.»

Wils Stadtpräsidentin Susanne Hartmann «versichert», dass «ich meine Versprechen fast vollumfänglich eingehalten habe». Jedoch ginge ein bisschen mehr immer noch, denn «ab und zu könnte ich noch öfter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, als aus Bequemlichkeitsgründen das Auto zu nehmen». Privat pflegt Hartmann einen ressourcenschonenden Lebensstil: «Ich werfe praktisch kein Essen weg, sondern wärme die Speisen auf und verwerte sie. Auch esse ich immer weniger Fleisch und wenn, dann möglichst solches aus der Region und aus artgerechter Tierhaltung», so Susanne Hartmann.

Auch FDP-Parlamentarier Daniel Gerber nimmt für sich in Anspruch, seine Energieversprechen «recht gut» eingehalten zu haben. «Beim Einkauf von Lebensmitteln achte ich fest auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Auch sammeln wir in unserem Haushalt Plastik.» Gerade dieser macht Daniel Gerber aber auf eine andere Art und Weise wenig Freude: «Es wäre toll, wenn es für die Kunststoffsäcke mal eine städtische Sammeltour gäbe. Denn jedes Mal die Säcke mit dem Bus von Maugwil in die Stadt zu bringen, macht nicht wirklich Spass», so Gerber.

Aufs Flugzeug angewiesen

Rahel Aschwanden lebt sie nach dem Motto, dass «ich dort, wo ich eine Treppe nehmen kann, gerne auf den Lift verzichte». Und dass sie zu Hause das Licht löscht, wenn sie den Raum verlässt, ist selbstverständlich. Dass sie dennoch nicht so umweltbewusst leben kann, wie sie es eigentlich gerne wollte, bringt ihr Dasein als Spitzentischtennisspielerin mit sich. Anfang März spielt sie in Spanien, dann Mitte März in Luxemburg und Anfang April wiederum in Weissrussland. Und wenn sie nicht bei den Herren des Tischtennisclubs Wil regelmässig den Schläger in der Hand hält, so tut sie das in der französischen Liga. «So ein Pensum lässt sich nun mal leider nicht mit dem ÖV bewältigen», erklärt sie bedauernd.

Lieber Treppen statt Lift

Stadtpfarrer Roman Giger kann sich noch gut erinnern: «Ich wollte damals wirklich nur versprechen, was ich auch tatsächlich einhalten zu können glaubte. Meine drei Versprechen waren Haltungen, die mir seit vielen Jahren wichtig sind: Ich schalte unnötiges Licht aus. Ich dusche höchstens fünf Minuten. Ich nehme die Treppe anstatt den Lift. Letzteres braucht keine grosse Disziplin, denn im dreistöckigen Pfarrhaus gibt es gar keinen Lift. Aber auch bei Hausbesuchen in hohen Wohnblocks nehme ich meistens die Treppe statt den Lift.» Etwas, was der katholische Geistliche in letzter Zeit «neu entdeckt hat», ist die Frage, ob Flugreisen wirklich angebracht sind. «Ich fliege wesentlich weniger als noch vor ein paar Jahren. Ich spüre, je älter ich werde, desto lieber bleibe ich in der Nähe», sagt Roman Giger.

 

 

 
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