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Die Meinungen sind geteilt

Mittwoch, 18. Januar 2017

SULGEN Noch sind viele unentschlossen, wenn es um die Frage geht, ob sich die Primarschulen Sulgen, Götighofen und Schönenberg-Kradolf zu einer Volksschulgemeinde zusammenschliessen sollen.

Christof Lampart

42 Interessierte – darunter auch viele Nichtsulger – fanden am Montagabend den Weg ins Schulhaus Oberdorf, wo Ernst Baumann (pro) aus Schönenberg, Präsident der Projektgruppe Volksschulgemeinde, und Ernst Ritzi (kontra), Präsident der Primarschulgemeinde Sulgen, zur Vorlage Stellung bezogen. Im Plenum wurden anschliessend die kritischen Punkte diskutiert.

Irgendwie war die Stimmung seltsam, zumal beide Kontrahenten wachsweich die eigenen Standpunkte vertraten. Sie verwiesen zwar ausführlich auf ihre Ansicht bezüglich eines Zusammengehens der Primarschulgemeinden Götighofen, Sulgen und Schönenberg-Kradolf sowie der Sekundarschulgemeinde Sulgen, doch relativierten sie wiederholt ihre Aussagen.

So erklärte Volksschulgemeindegegner Ritzi, dass es durchaus viele Gründe für die Schaffung einer Volksschulgemeinde gäbe: Die Zusammenarbeit zwischen den Schulen, nicht zuletzt auch in Sachen Schulsozialarbeit, werde einfacher und die Verwaltung effizienter. Zu einem Nein als Abstimmungsempfehlung, wie sie auch die Behörde der Primarschule Götighofen kundtut, habe man sich deshalb durchgerungen, weil die Angst, dass bei einem grossen Gebilde die pädagogische Vielfalt und die Identität der Schulen und der mittel- bis langfristige Erhalt der Schulstandorte gefährdet seien, überwogen habe.

Die «richtigen» Leute wählen

Ernst Baumann entgegnete auf eine Frage, dass es nicht Sache der Schulbehörden sein könne, die Beibehaltung des gegenwärtigen Status quo in Sachen Schulstandorte fix in die künftige Schulgemeindeordnung einer etwaigen Volksschulgemeinde zu schreiben. Dies könne nicht im Sinne der Behörden sein. Denn ein solcher Passus würde die Behörde in ihrer Handlungsfähigkeit massiv einschränken.

Vielmehr müssten die Stimmberechtigten der jeweiligen Schulstandorte darauf achten, dass sie Vertreter in die Schulbehörde wählten, welche sich den Erhalt der kleinen Schulstandorte auf die Fahnen schrieben.

Generell habe aber auch eine Volksschulgemeinde Sulgen ein grosses Interesse daran, die Schulstandorte – wann immer möglich – zu erhalten, bekräftigte Baumann. Von einer Schliessung der kleinen Schulhäuser könne keine Rede sein. Klar gäbe es bei den Schülerzahlen eine kritische Grösse, bei der sich die Frage stellte, ob sich der Erhalt eines Schulstandorts noch rechnet. Doch gegenwärtig seien alle Schulen noch weit davon entfernt. Und ausserdem könnte man – falls nötig – auch Schüler aus dem Zentrum in den Landschulen zur Schule schicken, falls die Schulgrösse einmal kritisch werden sollte, gab Ernst Baumann zu bedenken.

Selbst wenn der Souverän am 7. Februar dieses Jahres Ja zur Volksschulgemeinde Sulgen sagte und diese auf den 1. Januar 2018 in Kraft träte, so würde es noch einige Jahre dauern, bis man wirklich Veränderungen bei der Schulorganisation verspürte, führte Baumann aus.

Ein Ja zur Volksschulgemeinde – da waren sich beide einig – sei heute noch nicht notwendig. Doch während Baumann darin den Vorteil erblickt, dass man ohne Not ein zukunftsträchtiges Projekt frühzeitig aufgleisen könnte, erachtet Ritzi zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch «nicht die akute Notwendigkeit» gegeben, welche nötig sei, um ein gut funktionierendes System aufgeben zu müssen. «Wenn die kleineren Schulgemeinden und Schulstandorte zu uns kämen und sagen würden, dass sie es alleine nicht mehr packen würden, dann wäre die Ausgangslage sicherlich eine andere als jetzt. Aber das ist nicht der Fall.»