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Der Meister und die Laien

Dienstag, 8. Mai 2012

Der Männerchor Weinfelden gab mit dem russischen Pianisten Dmitri Demiashkin ein Konzert. Die Zuhörer waren begeistert von dieser Kombination.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Am Sonntagabend trafen im Weinfelder Rathaussaal vor über 100 Zuhörern zwei Welten aufeinander: Da die begeisterten Laien des Männerchores Weinfelden (Leitung: Rositza Tobler), dort der junge Meister, der sich schon in den Konzerthäusern dieser Welt einen Namen geschaffen hat. Während die einen Heiteres sangen, gab der andere mal wuchtig, mal technisch geschliffen ein gutes Beispiel der russischen Klavierschule ab.

Es passte zusammen

Da drängte sich schon vor dem Konzert die Frage auf: Passt das überhaupt zusammen? Eineinhalb Stunden später konnte man feststellen: Es passte. Auch deshalb, weil es dem Männerchor vorbehalten war, mit den Liedern «Wanderweise», «Ein blauer Tag» und «Spät im Herbst» für die musikalische Begrüssung zu sorgen. Die Zuhörer kamen in den Genuss eines Vorgeschmacks dessen, wie es wohl im Herbst klingt, wenn der Männerchor zum Hans-Roelli-Konzert einladen wird, verstarb doch der Schweizer Liedermacher vor genau 50 Jahren.

Mit fünf der zwölf Monatsminiaturen aus Tschaikowskys Zyklus «Die Jahreszeiten», op. 37a, stieg der Gast aus Russland ins Konzert ein. Dabei beschränkte sich Dmitri Demiashkin auf die kalten Monate (Oktober bis Februar), wobei der Vortrag dem Jahresverlauf folgte. Schon beim Januar zeigte der Pianist, dass er es hervorragend versteht, winterlich zu träumen, zugleich jedoch zu einem kontrastreichen Spiel fähig ist, wie seine Interpretation des karnevalistischen Februars offenbarte. Prächtig, mit welchem Feingefühl er die schlichte Elegie des Oktobers fast übergangslos in die Schwermut des Novembers hinübergleiten liess, nur um wenig später, beim beschwingten Walzer des Dezembers, alle Fesseln abzustreifen und gross aufzutrumpfen.

Bei Mussorgskys «Bilder einer Ausstellung» verstand es Demiashkin beim Gang durch die ja höchst unterschiedliche Ausstellung zu jedem Bild das richtige Mass zu finden und somit die Ausstellungsbesichtigung wie aus einem Guss erscheinen zu lassen. Und das, obwohl er nichtsdestotrotz genau auf die Artikulation und Phrasierung achtete. Besonders prächtig gelangen ihm dabei die humorvollen Szenen.

Grosse Virtuosität

Bei Franz Liszts «Mephisto-Walzer» liess der junge Meister seiner grossen Virtuosität, verbunden mit einem sehr kraftvollem Spiel, freien Lauf. Hier zeigte sich Demiashkin auf der Höhe und verknüpfte die diversen Handlungsebenen ebenso mit Bravour wie mit Raffinesse.

Das Publikum dankte dem Hochbegabten mit einem begeisterten Applaus und wurde dafür noch mit einer Zugabe belohnt.