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Charmante Klänge im Kloster

Mittwoch, 12. Dezember 2012

FISCHINGEN. Mit viel Charme und mit noch viel mehr Können hat das schweizerische Casal-Streichquartett das Fischinger Publikum mit auf eine amüsante Tour d'horizon in Sachen Streichquartett genommen.

CHRISTOF LAMPART

Die gut 90 Musikfreunde sind am Sonntag in der barocken Klosterbibliothek in Fischingen kaum mehr aus dem Staunen herausgekommen. Dies lag zum einen an der erfrischend-humorvollen Herangehensweise, die das Casal-Quartett an den Tag legte. Keine trockenen Ansagen, sondern mit viel Humor gewürzte Mini-Einführungen waren es, die Bratschist Markus Fleck darbot. Und genau so spielte das sich aus Corinne Chapelle (erste Violine), Rachel Späth (zweite Violine), Markus Fleck (Viola) und Andreas Fleck (Violoncello) zusammensetzende Quartett auch.

Butterweicher Klang

Es war dem ebenso jungen wie exzellenten Ensemble anzumerken, dass es nicht einfach ein paar schöne Werke fürs Konzert ausgesucht hatte, sondern solche, die als «Leitfaden» durch die Entstehungsgeschichte des Streichquartetts dienen konnten. So bezeichnete Fleck die um 1715 entstandene Alessandro Scarlattis Sonate a quattro in d-Moll als «Geburtsstunde in der Vorbereitung des Streichquartetts», da hier erstmals ausdrücklich vom Komponisten gewünscht worden war, das Werk sei ohne Cembalo zu spielen. Somit gewannen die Einzelstimmen an Klarheit. Und das Casal-Quartett zeigte mit seiner griffigen, im Klang jedoch butterweichen Spielweise eindrucksvoll, was darunter zu verstehen ist.

Danach erklang mit Giovanni Battista Sammartinis Sinfonia per archi in G-Dur ein Werk, das als Zwischenstück zwischen Barock und Klassik zu verstehen ist; jedoch, der letzte Satz – das Minuetto – atmete schon unverkennbar die musikalische Leichtigkeit des jungen Mozarts.

Alle Stimmen substanziell

Nicht der junge, der schon gestandene Mozart trat einem beim Streichquartett Nr. 19 in C-Dur (KV 465), dem «Dissonanzenquartett» entgegen. Das Casal- Quartett wurde dem Anspruch dieses Werkes gerecht, das alle vier Instrumente gleichgewichtig und gleichberechtigt behandelt. Die wunderbar ausgewogene Darbietung der vier jungen Musikerinnen und Musiker machte deutlich, dass hier alle Stimmen substanziell sind. Schon zu Beginn – bei der langsamen Einleitung, die dem Quartett seinen Namen gegeben hat – wurden die klanglichen Reibungen nicht als störend, sondern als stimmig ineinander verflochten wahrgenommen, so wie man es auch beispielsweise von der Klangreihenmusik her kennt.

Haydns jugendlicher Geist

Zu guter Letzt erklang, in der gleichen Tonart, Joseph Haydns Streichquartett op. 76: ein Werk, das zum Inbegriff Haydn'scher Streichquartett-Kunst gehört. Den jugendlichen Geist der Komposition (Haydn hat sie als 67-Jähriger geschaffen) nahm das Casal- Quartett zum Anlass, sie sehr locker zu spielen, wobei es die Aufführenden weder an Spannung noch an Präzision mangeln liessen. Nachdem das Publikum den vier Musikerinnen und Musikern einen lange anhaltenden Applaus gespendet hatte, erklang als Zugabe ein Satz von Georg Philipp Telemann.