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Beton muss nicht hässlich sein

Dienstag, 11. September 2012

Unter dem Motto «Stein und Beton» wurde europaweit der Tag des Denkmals begangen. Auch Wil machte mit und präsentierte zwei eindrucksvolle Industriebauten aus Beton: Die ehemalige Traktorenfabrik Hürlimann und die Lokremise.

CHRISTOF LAMPART

An über 300 Orten in der ganzen Schweiz konnten sich am Wochenende Interessierte über Kunst- und Industriebauten, die aus Stein oder Beton gefertigt worden waren, informieren lassen. In Wil schaute am Sonntagnachmittag in der Person von Regierungsrat Martin Klöti bei der heutigen Larag und früheren Hürlimann Traktorenfabrik nicht nur ein hochrangiger Politiker, sondern ein begeisterter Traktorfahrer vorbei. «Als früherer Landwirt bin ich oft Traktor gefahren. Allerdings einen Lamborghini und keinen Hürlimann», erklärte Klöti am Sonntagnachmittag vor über 40 Anwesenden, welche sich im Auditorium der Larag eingefunden hatten.

Beton öffnet Horizonte

Martin Klöti forderte die Leute auf, nicht nur Sachen denkmalpflegerisch zu schützen, sondern auch altes Wissen aktiv weiterzugeben. Solche Tage, solche Führungen wie diese seien eine ideale Plattform, um sich «ohne Zeigefinger» mit dem eigenen, kulturellen Erbe auseinanderzusetzen, freute sich der Chef des Departements des Innern.

Auch Wils Stadtrat Markus Zunzer, von Beruf selbst Architekt, zeigte sich begeistert darüber, dass mittlerweile viele Betonbauten die architektonische und denkmalpflegerische Würdigung erhielten, welche ihnen zustände. Betonbauten müssten bei weitem nicht einfach nur hässlich, kalt und massiv sein. Vielmehr habe die noch ziemlich junge Bausubstanz vielen Bauherren neue Möglichkeiten und Horizonte eröffnet. Allerdings stosse im Alltag die Aufnahme vieler Betonbauten ins städtische Schutzinventar an vielen Orten für rote Köpfe, denn: «Viele Menschen befürchten, dass, wenn die Denkmalpflege einmal etwas als wertvoll eingestuft hat, man gar nichts mehr am Haus verändern dürfe», weiss Markus Zunzer aus Erfahrung. Nichtsdestotrotz sei die Stadt Wil beim Erhalt ihrer Denkmäler sehr aktiv. «Wir versuchen gemäss Festlegungen des Schutzumfangs die Bauten entsprechend zu erhalten», so Zunzer.

Diffizile Abwägung

Als denkmalpflegerisch schützenswert kommen generell alle Gebäude in Frage, die Jahrgang 1980 oder älter sind; also auch mittlerweile ziemlich viele Betonbauten, die noch fleissig genutzt werden. Deshalb sei bei den staatlichen Schutzbemühungen der Dialog mit dem jeweiligen Eigentümer – was muss bei einem Umbau erhalten bleiben, was nicht – «sehr wichtig», betonte Zunzer. Wichtig sei jedoch aus der Sicht der Stadt Wil, dass ein bewohnbares Denkmal auch genutzt werden könne, denn oft sei die Nutzung «zu einem grossen Teil Garant für den Erhalt», erklärte der Stadtrat.

Bei der diffizilen Abwägung, was erlaubt sein soll und was nicht, sei die Stadt Wil oft sehr dankbar für die Unterstützung durch die kantonale Denkmalpflege, sei doch deren Arbeit zumeist von Konstanz und Nachvollziehbarkeit geprägt, so Zunzer weiter.