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Bei dieser Opernprobe stimmte alles

Mittwoch, 2. Januar 2013

Alles andere als nur halbgar einstudiert wirkte Albert Lortzings Kurzoper „Die Opernprobe“, welche am Sonntagabend im Wiler Hof Premiere feierte. Die Opera Piccola überzeugte mit klaren Kehlen und viel Spielwitz.

CHRISTOF LAMPART

Nach Mozarts „Bastien und Bastienne“ (2009) und Offenbachs „Ba-ta-clan“ (2010) ist Lortzings „Die Opernprobe“ bereits die dritte Inszenierung, welche die Opera Piccola in den letzten Jahren in Eigenregie einübte und im Wiler Hof Premiere feiern liess. Und tatsächlich hat das Sprichwort „Alle guten Dinge sind drei“ in diesem Fall seine Berechtigung. Denn was die Opera Piccola unter der Leitung der ebenfalls mitsingenden Martina Oertli (Sopran, Hannchen) und Karl Ulmer (Bass-Bariton, Graf von Bestenberg) im Gewölbekeller des Wiler Hofes zum Besten gab, war schlicht und einfach beste Unterhaltung auf hohem Niveau. Und auch ansonsten war der Abend ein grosser Genuss.

Frisch und unverbraucht

Dass dem so war, liegt dem Konzept der Opera Piccola zugrunde. Tritt doch diese (zumeist) dort auf, wo getafelt wird. Oder mit anderen Worten: bei den Aufführungen darf zwar nicht während, wohl  aber immer zwischendurch gegessen und getrunken werden. Denn die gut einstündige Oper wird in drei Teilen gegeben, welche stets von einem Menü-Gang aus dem Restaurant unterbrochen wird, womit fürs Publikum genug Zeit bleibt, um sich zwischen den Szenen zu stärken. Und auch den Sängerinnen und Sängern steht genügend Zeit zur Verfügung, um zu verschnaufen, was sich klar in einer hohen Gesangsqualität niederschlägt, wirkten doch die Stimmen an der Premiere allesamt vom ersten bis zum letzten Ton frisch und unverbraucht.

Interaktion mit dem Publikum

Unter der umsichtigen musikalischen Leitung von Regula Raas, welche, -  passend zur Rahmengeschichte, in welcher das Personal eines gräflichen Schlosses eine Oper einstudiert -, im Koch-Gewand und mit einem Kochlöffel in der Hand, das neunköpfige Orchester urkomisch dirigierte,  wurde die witzige Oper musikalisch spritzig vorgetragen. Das Bühnenbild (Herbert Ramsauer) nahm naturalistisch Bezug auf den Ort des Geschehens – dem Saal des gräflichen Schlosses mit Ausgang zum Garten. Wobei die Parklandschaft gekonnt „erweitert“ wurde, indem man einzelne Figuren wie Adolph von Reintal (dandyhaft, Dieter Spielmann) und dessen Diener Johann (spitzbübisch, Markus Bickert)  oder den Baron von Reintal (stoisch und umsichtig, Klaus Koenen, welcher auch den Diener Martin spielte), durchs Publikum hindurch auftreten liess. Was den Sängerinnen und Sängern es erlaubte, in direkte Interaktion mit diesem zu treten. Ein gelungener Kniff war es ebenso, den nicht vorhandenen Chor durch singende „Pappkameraden“ zu verstärken. Dies führte zu der für einen Chor unabdingbaren „Masse“ (welche sich zudem auch elegant wieder durch den Seitenausgang hinaus rollen liess!); für die Klasse waren dann alle Solisten besorgt, die auch als Vokalensemble überzeugten.

 Verdienter Applaus

Auch solistisch wurde einiges geboten. Die zentrale Figur der Oper, das Hannchen (komödiantisch-keck, Martina Oertli) lotete in dieser Inszenierung alle Gefühlsfacetten genüsslich aus. Eine Aufgabe, die Oertli wie auf dem Leib geschneidert war.  Als distinguierte Gräfin wusste Danielle Bazzi ebenso zu überzeugen wie Karl Ulmer als ihr adeliger Gatte, der in seiner betont gefühlsduseligen Art der ganzen Oper eine schwärmerische Note verlieh. Sehens- und hörenswert war auch der leichte, unangestrengte Sopran von Carmen Buder, welche die Grafentochter Louise verkörperte. Dem Publikum gefiel zweifellos, was es gesehen, gehört und auch gegessen hatte, und spendete es doch am Ende allen einen ebenso langen wie verdienten Applaus.  

Die weiteren Aufführungsdaten

Die Opera Piccola tritt nach dem Auftakt in Wil noch an folgenden Daten und Orten mit Albert Lortzings komischer Oper „Die Opernprobe“ auf: Pfyn, „Trotte“: 9. und 10. Februar 2013; Eschlikon, „Löwen“: 20. und 21. April 2013 und Uesslingen, „Engelschüür“: 4., 8. und 9. Mai 2013. Manche Vorstellungen werden mit ausgesuchten Mehrgangmenüs, andere mit „Kaffee und Kuchen“ oder gar „nur“ als Vorstellung ohne Essen und Trinken angeboten. Bei den Menüs können – allerdings nur, wenn man frühzeitig im Vorverkauf bucht - Sonderwünsche wie vegetarisches Essen oder laktosefreie  Zubereitung der Mahlzeiten berücksichtigt werden. Die Preise und die Anfangszeiten variieren. Weitere Informationen finden sich im Internet unter  http://www.oertli-sbk.ch/opernprobe.pdf