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Josiane Marfurt spielte Tschaikowsky-Weltneuheit ein

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Josiane Marfurt gehört zweifelsohne zu den hochbegabtesten Schweizer Musikerinnen. Nun ist die aussergewöhnliche Pianistin nach Wil zurück gekehrt und setzt von hier aus zum Sprung auf die grossen Bühnen an. Unter anderem mit einer Weltneuheit von Tschaikowsky.

CHRISTOF LAMPART

Es gibt Menschen, die von der Natur eine wunderschöne Gabe geschenkt bekommen haben. Die bereits seit über zwei Jahrzehnten im Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit stehende Josiane Marfurt ist zweifelsohne so jemand. Denn das Spiel der jungen Frau, welche in Zürich und München ihre musikalischen Studien absolvierte und mittlerweile auf eine beachtenswerte internationale Karriere zurückblicken kann, basiert nicht nur auf einer stupenden Technik, sondern auch auf der nicht erlernbaren Fähigkeit zwischen den Noten eines Werkes zu „lesen“ und diese „Erkenntnis“ auch in ihrem Spiel entsprechend umsetzen zu können. Einem Spiel, das demutsvoll ganz der Musik dient und – trotz technischer Brillanz – fern von platter Effekthascherei ist. Und diese Liebe zur Musik teilt Josiane Marfurt gerne  generös mit ihrem Publikum.

Zutiefst echtes Spiel

So trat sie dieses Jahr unter anderem in Moskau mit dem Moscow Chamber Orchestra als auch im Fernen Osten auf. Weitere Konzerteinladungen führten sie in der jüngeren Vergangenheit durch die ganze Schweiz, nach Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Spanien, England, Polen, Japan und Russland. Überall, wo sie auftrat, überschütteten die Kritiker ihr zutiefst „echtes“ Spiel mit Lob. Und das völlig zu Recht. Und auch in naher Zukunft werden die positiven Kritiken von Publikum und Journalisten wohl kaum ein Ende finden, sind doch Rezitals mit dem Radio France Paris, Teilnahmen an die Festivals von Zermatt und Passau, sowie Konzerte in Russland und eine China-Tournee geplant.  

Durch die Liebe gereift?

Von sich sagt die junge Frau, welche den Förderpreis des Kantons St. Gallen erhielt und 2010 mit dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks auftrat, selber, dass ihr Spiel  in jüngster Zeit „noch einmal gereift“ sei. Ob es eine Folge der Liebe ist, sei einmal dahin gestellt. Doch unwahrscheinlich ist es nicht. Denn Josiane Marfurt ist seit über zwei Jahren mit dem bekannten russischen Geigen-Virtuosen Sasha Rozhdestvensky liiert, von dem einst Yehudi Menuhin sagte, dass dieser „one oft he most talented and refined violinists of his generation“ sei.

Dass sich da beim jungen Elternpaar – Sohn Nikolai Alexandre ist fünf Monate alt – auch eine intensive musikalische Zusammenarbeit aufdrängt, muss wohl nicht weiter erwähnt werden. Wohl aber die Tatsache, dass das Duo Marfurt/Rozhdestvensky Anfang Oktober mit einer musikalischen Weltneuheit aufwarten wird. Einer Weltneuheit von jemanden, der schon lange tot ist: nämlich von Peter Tschaikowsky.

„Zu dritt gespielt“

Denn Sasha Rozhdestvensky spürte die verloren geglaubte Original-Partitur von Tschaikowskys Instrumentalwerk „Oh! Chante encore, op. 16, Nr.4“ in der Pariser Nationalbibliothek auf und spielte sie mit Josiane beim renommierten Label Délos ein. Doch die Aufnahme von Tschaikowskys kompletten Schaffen für Violine und Klavier ist für Josiane Marfurt noch aus anderer Sicht „sehr berührend“ gewesen. „Wir wussten damals beide als einzige, dass ich in Erwartung war. Somit haben wir sozusagen zu dritt gespielt“, so Josiane. Und Sasha ergänzt: „Es war die erste Einspielung, die wir zusammen machten. Und es ging alles so leicht, so wunderbar harmonisch.“ Wer sich davon selbst überzeugen möchte - die CD kommt am 13. Oktober auf den Markt.  

Absolut energiegeladen

Die zweite CD-Einspielung von Marfurt/Rozhdestvensky, welche ab dem 20. Oktober erhältlich sein wird, betrifft das kammermusikalische Schaffen Maurice Ravels. Den Tonträger realisierten Josiane und Sasha in diesem Sommer zusammen mit dem tschechischen Cellisten Michal Kanka in Prag bei „Praga Digitals“. Nun stehen wieder Proben für die nächsten (Solo-)Konzerte an. Aber Josiane Marfurt unterrichtet auch leidenschaftlich und selbstverständlich darf auch Nikolai Alexandre nicht zu kurz kommen. „Das kriege ich gut hin, bin ich doch in solchen Dingen ein sehr strukturierter Mensch“, erzählt Josiane Marfurt. Und Energie – das steht ausser Frage – Energie hat die junge Mutter auf jeden Fall.