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Einfühlsame Begleitung bis zum letzten Atemzug

Mittwoch, 22. Juni 2011

Zeit nehmen, Zeit haben und Zeit lassen: auf diesen drei „Pfeilern“ beruht die innere Motivation und äusserlich erlebbare Kraft, welche von einer Hospizgruppe wie jener aus dem Gebiet Toggenburg-Neckertal ausgeht. Die freiwilligen Mitarbeiter begleiten Schwerkranke zu Hause, in Heimen und Spitälern.

CHRISTOF LAMPART

Ein „Hospitium“ war im Mittelalter der Name von kirchlichen oder klösterlichen Herbergen für Pilger (Pilgerherberge), Bedürftige (Armenhaus)), Fremde (Asyl) oder Kranke, und geht so dann später auf den Begriff über, der sich zum heutigen Krankenhaus wandelte. Von diesem Namen her leitet sich auch die Hospiz-Bewegung ab, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schwerstkranken und Sterbenden zu einem möglichst schmerzfreien und begleiteten Lebensende zu verhelfen.  Die dazu gehörende Behandlungsmethode nennt sich Palliative Care.  Palliative Care verspricht dem Todkranken keine Heilung, wohl aber umfassende Pflege und Unterstützung in seiner letzten Lebensphase.

„Care“ ist nicht nur Pflege

Heutzutage können körperliche Schmerzen medizinisch – bei Krebs beispielsweise vor allem mit Opiaten -  sehr gut behandelt werden. Doch „Palliative Care“ ist bedeutend mehr als nur Schmerzlinderung. Schon das englische Wort „Care“ deutet dies an, kann dieses doch ins Deutsche mit „Fürsorge“, „Pflege“ oder auch „Behandlung“ übersetzt werden. Damit dem Sterbenden jedoch körperliche und seelische Linderung verschafft werden kann, braucht es die wertvollen Dienste von Vereinen wie die der von Wattwil aus operierende Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal.

Diäten sind auf einmal unwichtig

16 freiwillige Frauen und einen Mann umfasst gegenwärtig die Gruppe, welche sich regelmässig zum Austausch und zur Weiterbildung trifft. Wie kürzlich auch in der Kirchberger Seniorenresidenz Rosenau, wo Mitarbeiter des Spitex-Vereins Kirchberg, die „guten Engel“ in einfache Handreichungen am Krankenbett unterrichteten. Wie lagere ich jemanden richtig? Wie muss die Mundpflege aussehen? Was soll der Mensch Essen und Trinken dürfen? Ganz banale Fragen eigentlich – aber nicht für die Pflege eines Sterbenden. Im Grundsatz, so Annelies Gallian von der Spitex , gelte, dass „der Patient essen soll, wozu er Lust hat. Auf eine ausgewogene Mahlzeit muss man nicht mehr achten.“ Schliesslich gehe es darum, einem Menschen die letzten Wünsche zu erfüllen. Elisabeth Kaiser, Mitarbeiterin der Hospizgruppe erklärte und zeiget, wie wichtig eine gute, regelmässige Mundpflege ist, wenn Essen und Trinken erschwert sind.

„Eine lohnenswerte Aufgabe“

Die Gruppenmitglieder nicken zustimmend, einige machen sich Notizen. Dann legt sich eine Kursteilnehmerin ins Bett und  dient als „Demonstrationsobjekt“ in Sachen Lagerungstechniken. Sabrina Schweizer von der Spitex Kirchberg zeigt alles sorgfältig, Handgriff um Handgriff. „Häufig ist den Patienten am Wohlsten, wenn sie auf dem Rücken liegen können, und bei Atmungsproblemen ist es wichtig, dass man das Kopfteil höher stellt“, erklärt sie. Für die Einsatzleiterin der Hospizgruppe Toggenburg-Neckeral, Judith Schiess, ist ein solcher Kurs jedoch nicht nur eine wertvolle Weiterbildungsmassnahme, sondern auch ein geeignetes Mittel, um nach aussen zu treten und neue Freiwillige für die Hospizgruppe zu gewinnen. „Wer bei uns mitmachen möchte, kann sich gerne bei mir melden, ist doch das Gebiet, das wir betreuen gross genug für noch mehr helfende Hände“, lacht Schiess. Doch vor allem sei die Aufgabe eines, nämlich „menschlich sehr lohnenswert.“

Sterbende und Angehörige betreuen

Die Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal ist ein Verein mit Sitz in Wattwil und gehört dem „Hospiznetz St. Gallen-Appenzell“ an. Dieses hat sich die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen zum Ziel gesetzt. Die Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal betreut folgende Gemeinden: Wildhaus, Alt St. Johann, Stein, Nesslau-Krummenau, Ebnat-Kappel, Wattwil, Lichtensteig, Krinau, Bütschwil, Ganterschwil, Lütisburg, Kirchberg/Bazenheid, Mosnang, Hemberg, Neckertal und Oberhelfenschwil. Weitere Informationen können Interessierte unter: 079 598 64 95 oder hospizgruppetn@gmail.com erhalten. (art.)