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Auge in Auge mit Uhu und Adler

Samstag, 10. Oktober 2015

Bei schönstem Bilderbuchwetter rund 70 Personen auf den alljährlichen ganztägigen Gästeausflug der Perlavita Rosenau, welcher dieses Mal ins „Ländle“, genauer genommen: hoch hinauf ins liechtensteinische Malbun führte. CHRISTOF LAMPART

MALBUN. Mit zwei Bussen fuhr die grosse Schar am Vormittag von der Perlavita Rosenau in Kirchberg ab und gelangte – ohne Zwischenhalt und Zwischenfall – gute 90 Minuten später in Malbun an. Dort, auf 1‘600 Meter und in den liechtensteinischen Alpen gelegen, stieg die erwartungsfrohe Schar beim Falknerei Hotel Galina aus, genoss zuerst einen bekömmlichen Apèro mit lokalen Spezialitäten wie Liechtensteiner Weine, Bergkäse und die berühmten Malbuner Fleischspezialitäten, bevor kurz nach Mittag zum gediegenen Drei-Gang-Menü ins Restaurant gebeten wurde. Bei vielen Gesprächen und den schönen Klängen – und in diesem Jahr begleitete der Ganterschwiler Akkordeonist Toni Diggelmann die Gesellschaft mit ebenso schönen wie beschwingten Melodien durch den Tag – verging die Zeit wie im Flug.

Besuch beim König der Vögel

Und „Flug“ war auch irgendwie das Thema der Hauptattraktion des Tages, denn Falkner Norman Vögeli (nomen est omen!) präsentierte draussen an der Sonne seine ebenso attraktive wie informative Greifvogel-Flugschau. Innert einer Stunde zeigte der leidenschaftliche Falkner der Reihe nach Uhu, Bussard, Kolkrabe, Habicht und – als Krönung – den König der Vögel – den Steinadler. „Im Deutschen gibt es für die edlen Tiere nur schlechte Namen. Im Englische heisst ein Uhu nicht wie ein Allzweckkleber, sondern „Eagle  Owl“ und der Steinadler heisst „Golden Eagle“. Beides seien nicht nur schönere Namen, sondern auch gerechtfertigtere, denn „der Uhu ist der König des Waldes und ein gefürchteter dazu.“ Denn Uhus verstünden es Tiere bis zu einer Grösse von Füchsen „mühelos zu töten“. Wie mächtig Uhus im Tierreich seien, könne man daran sehen, dass sie ihre Eier ungeschützt auf dem Erdboden lagerten. „Da geht kein Fuchs und kein Marder ran und holt sich ein Ei. Im Gegenteil, wenn er ein Uhu-Gelege sieht, schaut er, dass er schnell weg kommt“, erzählt Vögeli – denn dank ihres weichen Flaums auf der Unterseite ihrer Schwingen verstehen es Uhus meisterhaft, sich absolut geräuschlos ihren Opfern von hinten zu nähern.

Die  Krallengrösse ist entscheidend

Auch über den intelligenten und anpassungsfähigen Kolkraben erfährt man Interessantes. So  verfügt dieser über acht Stimmbänder und kann problemlos „wie unser Hund bellen, so dass wir nicht wissen, ob der Hund bellt oder unser Rabe.“  Star der Vorführung ist schliesslich eine 33 Jahre alte Steinadler-Dame, die ihrem Herr und Meister zwar aufs Wort gehorcht, nichtsdestotrotz aber aus der Nähe ziemlich furchteinflössend ist. Ihre zweieinhalb Meter Flügelspannbreite waren ebenso imposant wie auch die Grösse ihrer Klauen, die das Ausmass einer menschlichen Hand hatte. „Wie gefährlich ein Greifvogel ist, erkennt man nicht an der Körpergrösse, sondern an der Grösse der Krallen – und der Steinadler hat mit Abstand die grössten und kräftigsten. Mit jeder Klaue kann der Steinadler einen Druck von 1,5 Tonnen erzeugen, was für jedes seiner potenziellen Opfer absolut tödlich ist.“ Kein Wunder „gruselte“ es sicherlich den einen oder anderen leicht, als der Falkner mit den Tieren durch die Tischreihen seine Runden drehte. Einige der Perlavita Rosenau-Gäste hatten sogar das Privileg, die Tiere auf ihren ausgestreckten und mit einem dicken und langen Lederhandschuh bewehrten Arm halten zu dürfen. Dabei mussten sie jedoch darauf achten, dass sie, trotz des stattlichen Gewichts der Tiere – die Steinadler-Dame wog rund zehn Kilo -, den Arm nicht sinken liessen, denn „Greifvögel suchen sich immer den höchsten Platz zum Sitzen aus. Wenn Sie also den Arm senken und der Vogel bemerkt das, dann fliegt ihnen der Steinadler auf die Schulter – und das wäre, angesichts der mächtigen Krallen sicherlich keine gute Idee. Wenn Ihnen also die Kraft ausgehen sollte, dann sagen sie es mir vorher; dann rufe ich den Vogel zurück“, mahnte der Falkner zur Vorsicht.

Am Ende dieser wahrhaft faszinierenden Schau begab sich die Reisegesellschaft wieder zu den Bussen und trat mit allerlei interessanten Eindrücken und viel Gesprächsstoff versehen die Heimreise nach Kirchberg an.  Dort hatten im Verlaufe des Tages die Daheimgebliebenen auch einen geselligen Nachmittag verbracht, wurden sie doch bei Kaffee und Kuchen bestens von Jean-Luc Oberleitner unterhalten.