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"Wir sind nicht Stein am Rhein"

Donnerstag, 1. Juni 2017

ROMANSHORN ⋅ Was kann die Stadt tun, um ihr Zentrum vom Verkehr zu entlasten und um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen? Ein erster Versuch wird das Provisorium an der Bahnhofstrasse sein. Unumstritten ist es aber nicht.

Christof Lampart

Stadtrat Urs Oberholzer (Grüne) verhehlte am Montagabend an der Informationsveranstaltung in der Aula Rebsamen vor einer grossen Zuhörerschaft nicht, in welche Richtung das Ganze gehen sollte: «Der Langsamverkehr erhält eine grössere Priorität», so der Vorsteher des Ressorts Verkehr und Integration.

Läuft alles wie geplant, so sollen die Innenstadt und das Hafenbecken durch eine neue Verkehrsführung aufgewertet werden. Als erstes steht dabei das Zentrum rund um die Bahnhofstrasse auf dem Prüfstand. In den nächsten Wochen werden für 25000 Franken im Quartier Strassen neu markiert, neue Strassensignale und Poller gesetzt sowie Strassenanpassungen vorgenommen. Im Winter will die Stadt die Wirkung des Provisoriums beurteilen, so dass sie dann, versehen mit den entsprechenden Korrekturen, im Frühling 2018 das Gestaltungskonzept angehen kann. Für den Herbst 2018 ist die öffentliche Auflage vorgesehen. «Dann können auch alle Einsprache erheben, die Einsprache erheben wollen», so Oberholzer.

Künftig keine Dauerparkenden mehr

Schon bei der Präsentation der Gesamtübersicht auf einer Ortskarte fiel auf, dass es im Quartier nur so von Umleitungen, Einschränkungen, Fahrverboten und Änderungen wimmelt. Oberholzer versicherte den Gewerbetreibenden, dass fast keine Parkplätze verschwinden werden und dass die Alleestrasse für Autos offen und befahrbar bleibe. Zugleich wolle man aber Aussenräume für Gewerbetreibende schaffen und mehr Aufenthaltsqualität erreichen. Das Kurzzeitparkieren soll weiter möglich sein – und zwar angepasst an die Bedürfnisse des Gewerbes. Man wolle die Parkzeiten so einrichten, dass die Kunden in Ruhe etwas kaufen oder einen Kaffee trinken können. Was man aber verhindern wolle, seien «Dauerparkierer». Also jene, die in der Blauen Zone parken und nach eineinhalb Stunden nicht wegfahren, sondern einfach die Scheibe verstellen.

«Nicht überall Tempo 30»

In der Diskussion zeigte es sich, dass viele damit einverstanden sind, die Schleichwege für Autofahrer zu eliminieren – da dies die Wohnquartiere aufwerte. Gleichzeitig zeigte es sich aber, dass manche angedachte Linienführung entweder sehr eng oder sogar gefährlich sein könne. Insbesondere die Tatsache, dass die Ecke Salmsacher-/Schulstrasse nach dem neuen Regime stärker befahren werden würde, stiess auf Kritik. Auch dass man dort mit Tempo 50 fahren dürfe, reklamierten einige. Für Oberholzer ist dies jedoch der einzige Weg: «Zu Stosszeiten hat es überall Verkehr – und man kann nicht überall mit Tempo 30 fahren.»

Es gab auch Stimmen, die vom Stadtrat forderten, auf den Status quo zurückzukommen, falls der Versuch nicht fruchten sollte. Um wirklich das Bedürfnis abklären zu können, sei es nötig, meine ein Besucher, dass man bei den Anwohnern und Geschäften im Herbst eine Umfrage starte. Andersherum kritisierten einige den Schritt zur Verkehrsberuhigung als zu wenig konsequent («Es gibt im Umkreis von hundert Kilometern einige Kleinstädte, die ein autofreies Zentrum haben.»). Oberholzer entgegnete, dass die Zeit dafür noch nicht reif sei. «Dies wäre dies für Romanshorn ein zu grosser Schritt. Wir sind halt nicht Stein am Rhein. In Romanshorn ist man es gewohnt, mit dem Auto vor den Laden zu fahren», so Oberholzer.