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Wil: Keine Opposition gegen Millionenprojekt?

Montag, 5. März 2012

Am 18. März befinden die Stimmbürger von Evangelisch Wil über das 7,3 Mio.-Franken-Projekt Kirchgemeindehaus. Am Informationsanlass vom Montagabend zeigte sich die Kirchenvorsteherschaft eines Ja an der Urne optimistisch.

CHRISTOF LAMPART

Normalerweise mobilisiert man Kind und Kegel, also die letzten Reserven, wenn man den Eindruck hat, dass ein angestrebtes Resultat nicht erreicht werden könnte. So gesehen hätte man am Mittwochabend im evangelischen Kirchgemeindehaus den Eindruck erhalten können, dass es mit dem Projekt Kirchgemeindehaus nicht zum besten stünde, waren doch nicht weniger als neun Mitglieder der Kirchenbehörde, beziehungsweise der Baukommission sowie der Architekt aufmarschiert, um gegenüber den rund 60 Interessierten zu irgendwelchen Fragen Stellung zu nehmen. Dass am Ende des Abends nicht alle zu Wort gekommen waren, dürfte wohl niemanden gross überrascht haben, doch zeigte die grosse Besetzung, welche Wichtigkeit Evangelisch Wil einem Ja an der Urne beimisst. Oder wie Bruno Rüegger am Ende des Abends kurz erklärte: «Natürlich gibt es auch eine Variante bei einem Nein, aber damit würden wir uns am liebsten gar nicht befassen.»

Drei Glimmbrände verhindert

Das wird wohl auch kaum nötig sein, denn im Verlaufe der einstündigen Projektpräsentation und der anschliessenden, deutlich kürzeren Diskussion kamen eigentlich keine kritischen oder gar den Bau ablehnende Stimmen zu Wort. Vielmehr war man sich einig, dass eine ebenfalls mögliche, rund 3,5 Mio. Franken kostende Sanierung der bestehenden Gebäude bei weitem nicht das- selbe Resultat liefern würde.

Und gab es zu Beginn des Abends vielleicht noch Zweifler, dann dürften diese bei der Aufzählung der Mängel wohl schnell eines besseren belehrt worden sein: «Die Technik ist total veraltet. Wir konnten in den vergangenen Jahren nur dank des beherzten Eingreifens des Personals drei Glimmbrände verhindern. Im Haus riecht es oft nach Öl, im Keller hat es undichte Stellen, und für Gehbehinderte sind die vielen Schwellen und Treppen im Haus kaum zu bewältigen», so der Mitarbeitervertreter in der Baukommission, Thomas Gugger. Auch räumlich stünde man im gerade einmal 120 Personen Platz bietenden Gebäude am Anschlag. «Wir laden zwar immer alle nach dem Gottesdienst herzlich zum Kirchenkaffee ein, aber wenn alle kämen, hätten die nirgends Platz», erklärte Thomas Gugger.

«Wir sind schuldenfrei»

Auffallend in der anschliessenden Diskussion war, dass sich niemand – wie ansonsten bei Millionenprojekten dieser Grösse üblich – an den Kosten störte. Für den Neubau des Kirchgemeindehauses und den Umbau des Mesmerhauses in ein Haus für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit sind rund 7,3 Mio. Franken vorgesehen, wovon die Kirchgemeinde 1,6 Mio. Franken selbst beisteuert. Die restlichen 5,7 Mio. Franken müssen durch Bankkredite gedeckt werden. Dass niemand dagegen das Wort ergriff, führte Baukommissionspräsident und Pfleger Herbert Kündig darauf zurück, «dass wir zurzeit komplett schuldenfrei sind. Somit haben wir einiges an finanziellem Spielraum und sind auch für die Banken ein interessanter Kunde».

Architekt Heinz Eggenberger betonte, dass man sofort loslegen könne, sobald die Abstimmung gewonnen und die Baubewilligung erteilt sei. «Die Kosten haben wir genau durchgerechnet. Mit dem Geld werden wir auskommen», betonte Eggenberger, der davon ausging, dass bei einem Ja noch vor den kommenden Sommerferien die Baueingabe erfolgen wird, so dass im Herbstquartal dann die Baubewilligung vorliegen sollte. Der Baubeginn könnte dann im Winterquartal 2012 erfolgen. Fertig gestellt soll der Kirchgemeindehaus-Neubau im 2014 sein – gerade rechtzeitig zum 125-Jahr-Jubiläum von Evangelisch Wil.