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Wiener Salonmusik: Mal satt statt seicht

Dienstag, 20. Januar 2015

Dass Salonmusik nicht seicht sein muss, bewies am Sonntag das Wiener Salon Ensemble im Wiler Baronenhaus, wo das Quartett die Pole gute Unterhaltung und gehobener Anspruch gelungen zu verbinden wusste. CHRISTOF LAMPART

WIL. Mit der Salonmusik ist es so eine Sache. Meistens bewegt sie sich auf ausgetretenen Trampelpfaden, die ein jeder Musikfreund zur Genüge kennt, handelt es sich doch dabei immer wieder um eine leicht fassliche, oft besonders virtuose oder sentimentale Musik, die in jedem Best-of-Programm zu Hause sein könnte. So weit, so schlecht.

Leicht und raffiniert

Doch Salonmusik kann auch ganz anders sein. Nämlich so, wie sie das Wiener Salon Ensemble am Sonntagabend im Salon des Wiler Baronenhauses im Rahmen der Baronenhaus-Konzerte präsentierte: leicht und gefühlvoll, darüber hinaus aber auch mit interpretatorischer Tiefe und klanglicher Raffinesse gesegnet. Elisabeth Harringer, Ilaria Pedrotti (beide Violine), Johannes Gürth (Viola) und Josef Gilgenreiner (Kontrabass) haben als Mitglieder von Orchestern wie dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Musikkollegium Winterthur oder dem Sinfonieorchester St. Gallen genug Erfahrung, wenn es darum geht, Sinfonisches zum Klingen zu bringen. Und genau diese Stärke spielt das in der ungewöhnlichen Streichquartett-Besetzung – Kontrabass statt Violoncello – agierende Ensemble wie einen Trumpf aus. Und doch: Das Wiener Salon Ensemble weiss (s)einen satten Klang nichtsdestotrotz warm und transparent zu geben – und stellt somit bezüglich des Salonmusik-Genres unmissverständlich eine Bereicherung dar.

Klar, dass da schon einmal bewusst auf Material gesetzt wird, das den eigenen Stärken entspricht – etwa die «Zigeunerbaron»-Ouverture oder Franz Schuberts «Marsch Nr. 1 in D»; aber das handhaben andere Formationen selbstverständlich auch so. Musikalisch allzu Oberflächliches fehlte an diesem Abend ganz.

Funkelnde Preziosen

Selbst Stücke wie Schuberts «Ecossaisen» verkamen keineswegs zum beliebig Heruntergespielten, sondern funkelten anmutig wie kleine Juwelen. Man freute sich einfach an jedem «Fetzchen» Musik, welches die «Wiener» den Partituren entlockten.

Kommt hinzu, dass das Quartett mit Johannes Gürth einen Musiker als Ansager in seinen Reihen wusste, welcher mit österreichischem Zungenschlag und seinem Hang zum Nonchalanten viel vom Gefühl aus melancholischer Aura, leidenschaftlichem Frohsinn und der Lust am leicht Morbiden einbrachte, was man gerne genoss. So wie eigentlich auch den ganzen Konzertabend an sich.