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Wieder mehr Kinder beim Wiler Steckliträge

Montag, 22. September 2014

WIL. Es liegt noch gar nicht so lange zurück, dass weit weniger Kinder am Brauch des Wiler Steckliträge teilnahmen. Die traditionelle Gabenpräsentation der Stadtschützen scheint wieder deutlich populärer zu werden. CHRISTOF LAMPART

Der Anlass lockte über 100 Kinder auf den Hofplatz. Hinzu kamen – wie üblich – noch die mitmarschierenden Sektionen der Stadtschützen, die Stadtmusik, die Stadttambouren und die Wiler Trachtengruppe sowie die vielen Verwandten und Freunde der Mitlaufenden, welche sich entweder dem fröhlichen Treiben anschlossen oder entlang der Route dem Zug Spalier standen und klatschten und winkten.

Schiessgesellen als Schutz

Wie lange es das Wiler «Steckliträge» schon gibt, weiss man nicht ganz genau. Gesichert ist jedoch, dass es schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts in der Äbtestadt üblich war. Bekannt – und wenig überraschend – ist es auch, dass zu mittelalterlichen Zeiten sich auch das Städtchen Wil immer wieder gegen den Ansturm kriegerischer Horden erwehren musste. Nebst gut gesicherten Stadttoren und -mauern verliess sich die Bevölkerung damals nicht zuletzt auch auf die Dienste der sogenannten «Schiessgesellen der Stadt» – den Vorgängern der heutigen Stadtschützen.

Festgebundene Gaben

Diese «Schiessgesellen» genossen in der Bevölkerung ein hohes Ansehen. Die Obrigkeit und die Gewerbetreibenden liessen deshalb den Schützen zum Endschiessen allerhand verschiedene Gaben zukommen. Die Kinder trugen die an Stecken gebundenen Gaben festlich durch die Stadt – wie es heute nach wie vor die Wiler Kindergärtner und Primarschüler tun.

Ganz spezielle Atmosphäre

Die Route führte vom «Goldenen Boden» durch die Marktgasse hinunter auf die Obere Bahnhofstrasse. Gut in der Mitte des über 300 Meter langen Wiler Boulevards wurde dann linksum gekehrt und die von zwei bunten Pajassen angeführte Parade strebte wieder der Altstadt zu, wo es dann durch die Kirchgasse wieder dem Hofplatz entgegenging.

Der gut eine Viertelstunde dauernde Marsch war das Eine, die spezielle Atmosphäre die ihn umgab, ein Anderes. Schon das ganz besondere Wetter – die Himmelsfarbe wechselte quasi im Minutentakt von azur zu grau bis fast schwarz und zurück – tauchte die Altstadt in ein ganz unwirkliches Licht. Ein riesiger Regenbogen, der sich über die Äbtestadt spannte und lange sichtbar blieb, tat sein Übriges. Wieder beim Ausgangspunkt angelangt, trugen die Stadtmusik und die Stadttambouren vor dem Baronenhaus ein kleines Platzkonzert vor. Währenddessen verköstigten sich jene, welche am Steckliträge teilnahmen, bei Süssmost und der traditionellen Butterbrezel.