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Von wegen soziale Hängematte

Mittwoch, 10. September 2014

Der Mensch ist von der Wiege bis zur Bahre in ein staatliches Netz der sozialen Sicherheit «eingesponnen». Welche Stelle für was genau verantwortlich ist, war Teil eines Themenabends, zu welchem die SP Alttoggenburg einlud. CHRISTOF LAMPART

BAZENHEID. Ein gutes Dutzend Interessierte fand sich am Montagabend im «Bären», Bazenheid, ein, um drei Referaten zu lauschen, welche ums Thema «Soziale Sicherheit – von Geburt bis Tod» kreisten. Urs Marti, Leiter des Sozialamts Kirchberg, Daniel Possa, Leiter der Sozialen Fachstelle Unteres Toggenburg (SFUT), und Glen Aggeler, Präsident der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Toggenburg (Kesb), in Bütschwil, erklärten, für welche soziale Massnahmen sie zuständig seien. Durch den Abend führte der Kirchberger SP-Gemeinderat Donat Ledergerber.

«Auf dem absoluten Minimum»

Urs Marti erklärte, dass sich Kirchberg bei der Bemessung der Sozialhilfe nach wie vor an die Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) halte – auch wenn jüngst einige Gemeinden aus der SKOS ausgeschieden seien, um ihre eigenen Ansätze machen zu können. «Wir ermöglichen Menschen, welche unverschuldet in Not geraten sind, die Existenzsicherung auf einem absoluten Minimum», so Marti. Wer Sozialhilfe bezieht, liegt auf keinen Fall bequem in der «sozialen Hängematte», sondern ist dazu verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Aufgabe oder einer beruflichen Qualifikation nachzugehen. Momentan machen in Kirchberg vor allem vier Gruppen in Sachen Sozialhilfe von sich reden: 18- bis 25-Jährige, Alleinerziehende, Personen ab 50 Jahren und Asylsuchende/Flüchtlinge. Bei ersteren sei es häufig so, dass sie «meistens ohne Ausbildung, ohne Arbeit sind und einen belasteten familiären Hintergrund haben», so Marti. Während Alleinerziehende schon seit Jahren ein «Dauerbrenner» seien, ist die Gruppe der über 50jährigen auf dem Sozialamt «ein neueres Phänomen». Diese könne man «kaum mehr eingliedern, wenn sie einmal ihren Job verloren haben», weiss Marti aus Erfahrung.

Kostenlos und vielfältig

Die Soziale Fachstelle Unteres Toggenburg (SFUT) ist ein Beratungsangebot für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinden Kirchberg, Bütschwil-Ganterschwil, Lütisburg und Mosnang. Deren Leiter, Daniel Possa, erklärte, dass die sieben SFUT-Mitarbeiterinnen in der Sozialberatung, der Berufsbeistandschaft, der Suchtberatung tätig seien und fast alle diese Dienste kostenlos konfessionsunabhängig anböten. Finanziert wird die SFUT durch die Politischen Gemeinden, die Landeskirchen und den Bazenheider Fleischverarbeitungsbetrieb Micarna. Ein grosser Aufwand falle dabei bei der Führung von Mandaten im Auftrag der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) der Region Toggenburg an. Deren Präsident, Glen Aggeler, erklärte, dass die Etablierung der Kesb zwar nicht im ganzen Land reibungslos verlaufen sei, wohl aber im Kanton St. Gallen. Während beispielsweise im Thurgau die Kesb klar an die Gerichtsorganisationen angebunden worden sei, habe im Toggenburg die Kesb als öffentlich-rechtliche Körperschaft eine «Zwitterrolle» inne:, da «wir zum einen von den Gemeinden organisiert und zum anderen vom Kanton beaufsichtigt werden».

Die Aufgaben der Kesb Toggenburg sind zahlreich. Sie reichen von Prüfung und Auslegung des Vorsorgeauftrages über Feststellungen von Vaterschaften, dem Einschreiten bei Patientenverfügungen bis hin zur Prüfung und Einleitung von Kindesschutzmassnahmen.