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Volle Konzentration auf den Wurf

Freitag, 13. März 2015

Mit dem Boccia-Club Schönenberg verfügt der italienische Nationalsport im Thurgau über eine wichtige Bastion. Der von Jörg Trachsel präsidierte Verein hat sich auch als Veranstalter einen Namen gemacht. CHRISTOF LAMPART

SCHÖNENBERG. Mit Kreuzlingen, Arbon und Schönenberg gibt es im Kanton Thurgau drei Boccia-Clubs mit 52 lizenzierten Spielern. Der BC Schönenberg ist dabei der einzige, der ein Damenteam führt. Schon alleine deswegen war er für die Durchführung des Grand Prix Thurgau Femminile geeignet. Die Schönenberger haben schon in der jüngsten Vergangenheit bewiesen, dass sie Grossanlässe stemmen können: 2014 war das Boccia-Dromo an der Schwimmbadstrasse Schauplatz der Schweizer Meisterschaft der Frauen.

Mental anspruchsvoller Sport

Zum Leidwesen des Präsidenten des BC Schönenberg, Jörg Trachsel, konnte am letzten Wochenende kein eigenes Damenteam an den Start gehen. Verletzungen, Krankheiten und Stress im Beruf führten dazu, «dass es dieses Mal leider nicht geklappt hat», sagt Trachsel bedauernd. Und doch hatte er bei jeder einzelnen Absage absolutes Verständnis, denn «Boccia ist körperlich und mental sehr anspruchsvoll. Wenn du da nicht rundum fit bist, dann bist du auf diesen Niveau chancenlos.»

Erwartungsgemäss dominierten beim Turnier vom vergangenen Sonntag die Teilnehmerinnen aus dem Tessin. Die Podestplätze belegten Loredana Cattaneo (SB Bleniese), Laura Riso und Anna Giamboni (beide SB Maglio-Grancia). Das Finale gegen Riso entschied Cattaneo mit 12:11 knapp für sich. Auch wenn der Sieg verdient war, ein wenig überraschend war er schon, denn mit Riso und Giamboni liess Cattaneo zwei Kontrahentinnen hinter sich, welche 2014 an der Weltmeisterschaft in China im Teamwettbewerb den vierten Platz belegt hatten.

Von solchen Erfolgen kann Nadja Alessandro nur träumen. «Wenn du vorne mitmischen möchtest, dann musst du mit dir ganz im Reinen sein. Technisch sind viele sehr gut, aber die Fähigkeit, im entscheidenden Moment alles ausser den Wurf ausblenden zu können, die haben nur wenige», erklärt die Spitzenspielerin aus Basel. Trachsel nickt zustimmend: «Genau diesen Aspekt sehen viele Leute nicht. Die meisten denken, dass beim Boccia einige ältere Herren mit dem Boccalino in der Hand und einer Brissago im Mund eine ruhige Kugel schieben. Doch das ist hier nicht der Fall; das hier ist absoluter Spitzensport.»

Einführung für Anfänger

Wie schwer Boccia wirklich ist, können Interessierte an drei Schnupperabenden erfahren. «Es sieht einfach aus und ist doch ziemlich schwer. Man kann ein gutes Jahr regelmässig trainiert und gespielt haben – und macht doch erst dann grössere Fortschritte», weiss Trachsel. Die Diskrepanz zwischen dem Image als Altherren-Freizeitvergnügen und dem tatsächlichen Dasein als Spitzensport mache es für die Boccia-Clubs schwierig, Nachwuchs zu finden, der bei der Stange bleibt, erklärt Trachsel.

Als Freizeitbeschäftigung wird Boccia durchaus geschätzt. Jörg Trachsel würde sich jedoch über Leute freuen, die sich dazu entschliessen könnten, diesen Sport auch als Clubmitglied und wettkampfmässig auszuüben.

Schnupperabende: 12., 19. und 26. März, jeweils von 18.30 bis 19.45 Uhr, Schwimmbadstrasse 7.