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Virtuos und versiert gespielt

Dienstag, 18. September 2012

Kirchen-Orgeln haben naturgemäss immer „Heimspiele“. Und doch war das sonntägliche Konzert in der katholischen Kirche Weinfelden etwas ganz Besonders.

CHRISTOF LAMPART

WEINFELDEN. Zum einen, weil mit dem Konzert die diesjährige „Abendmusik-Zyklus“-Saison 2012/2013 eröffnet wurde. Zum anderen aber vor allem auch, weil die koreanische Organistin Eun Hye Lee das Konzert unter das Motto „20-jähriges Orgeljubiläum“ stellte. Tatsächlich hat die 1992 erbaute Späth-Orgel soeben ihre erste Revision hinter sich gebracht. Allemal Grund genug, um ein solches Jubiläum konzertant zu begehen.

Sämtliche Feinheiten herausgehört

Dementsprechend gestaltete die Musikerin vor gut 50 aufmerksam lauschenden Personen das Programm. Es war nicht monothematisch, sondern deckte sozusagen die ganze Klangpalette der Orgel ab. Besonders gut eignete sich für die Späth-Orgel die hochromantisch c-Moll-Sonate über den 94. Psalm von Julius Reubke (1834 bis 1858). Eun Hye Lee handhabte das Instrument schlichtweg brillant, so dass man als Zuhörer in den Genuss eines sehr transparenten Klangbildes kam, hörte man doch sämtliche Feinheiten aus dieser wahrhaft berückenden Sonate heraus. Lees jugendliche und zugleich zupackende Art der Interpretation liess das Werk quicklebendig und modern erscheinen. Ihre geradezu überschäumende Virtuosität und technische Versiertheit tat ihr Übriges, um das ergriffen lauschende Publikum ganz in  seinen Bann zu ziehen.

Süss und humorvoll

Ausschliesslich romantischer Orgel-Musik  - sieht man einmal von einer Bearbeitung von Johann Sebatians Bach „Chaconne in d“ (BWV 1004) ab – war auch das restliche Konzert gewidmet. Während Marco Enrico Bossis „Canto della Sera“ sehr meditativen Charakters war, hatte man bei Sigfrid Karg-Elerts „Valse mignonne“ geradezu das Gefühl, dass die Orgel vor sich „hin schmachtete“, so gewollt „süss“ klang das humorvolle Stück. Als ebenso krönenden wie gewaltigen Abschluss liess Lee schliesslich das pompöse  und berühmte Charakterstück „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne erklingen. Der vorzüglichen Organistin wurde ein langer und herzlicher Applaus zuteil. Und dieser war ohne Wenn und Aber vollauf verdient.