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Viele wollen lieber mehr Geld als mehr Ferien

Mittwoch, 8. Februar 2012

Die „Ferieninitiative“ schadet nicht nur der Wirtschaft, sondern sie entspricht auch nicht dem Bedürfnis des Volkes. Diese Ansicht vertritt das thurgauische Komitee „Nein zur Ferieninitiative“.

CHRISTOF LAMPART

Das bürgerliche Komitee zeigte am Dienstagnachmittag an einer Medienorientierung in den Räumen des Thurgauer Gewerbeverbandes in Weinfelden, was aus seiner Sicht die Folgen seien, sollte der Souverän am 11. März mehrheitlich mit Ja abstimmen.  

Flexibilität nicht gefährden

Ständerätin Brigitte Häberli (CVP) betonte, dass die heute geltende Regelung, welche es den Sozialpartnern frei lässt, ob auf eine gesteigerte Produktivität mit höheren Löhnen, kürzeren Arbeitszeiten oder mehr Ferien zu reagieren sei, sich „bewährt hat“. Das liberale Schweizer Arbeitsrecht erlaube es den Unternehmen, flexibel auf die Auftragslage zu reagieren, was wiederum, Arbeitsplätze sichere.

Höhere Belastung für alle

Für den Präsidenten des Thurgauer Gewerbeverbandes und FDP-Kantonsrat Peter Schütz hat die Vorlage sowohl für die Arbeitgeber- wie auch für die Arbeitnehmer „nur Nachteile“. Es irre, wer glaube, dass die mehrheitlich aus Mikrobetrieben mit bis zu zehn Angestellten bestehenden Firmen die längeren Ferienabwesenheiten ihrer Angestellten mir nichts, dir nichts einfach kompensieren könnten. Neuanstellungen machten oft keinen Sinn, was wiederum bedeute, dass „mehr Ferien für den Einzelnen, mehr Stress für alle bedeuten würde“, so Schütz.

SVP-Nationalrat Markus Hausammann und Präsident „Verband Thurgauer Landwirtschaft“ betonte, dass eine Ausweitung des Ferienanspruchs die Bauern nicht nur finanziell, sondern familiär enorm belasten würde. „Geeignete Einspringer sind in der Landwirtschaft selten. Ein Ja an der Urne würde für die Betriebsleiterfamilien also  bedeuten, dass dann oft die Frau noch mehr arbeiten müsste – und damit wäre  bei vielen Bauern die Arbeitsbelastung hart an der Grenze angelangt“,  so Hausammann.

Lieber Geld als Ferien

Laut dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Thurgau, Christian Neuweiler, herrscht bei vielen Arbeitnehmern gar nicht das Bedürfnis nach mehr Ferien vor. Im Gegenteil: Mitarbeiter verdienten lieber mehr als dass sie gerne mehr Ferien hätten. Als er vor kurzem in seiner Firma die Mitarbeiter mit den meisten Überstunden gefragt habe, ob sie im Sinne einer Abgeltung lieber mehr Ferien oder mehr Geld hätten, hätten alle „das Zweite gewählt“, so Neuweiler.

CVP-Nationalrat Christian Lohr sieht durch die Initiative „unser funktionierendes System“ mit einen ausgeglichenen Verhältnis von Eigenverantwortung und Solidarität  „bedroht“.  Mehr Ferien bedeuteten nicht automatisch mehr Glück. Ganz sicher aber  bedrohe die Ferieninitiative  das (Arbeits-)Glück vieler. „Wir können uns diese Initiative nicht leisten; und wir dürfen sie uns nicht leisten“, so Lohr bestimmt.